PRESSEMITTEILUNGEN

+++02.11.2020+++
Gedenken an die Terrornacht des 19. Februar in Hanau - Kaufmännische Schulen übergeben Kondolenzbuch für die Opferfamilien

Im Rahmen einer Gedenkstunde für Opfer der Terrornacht des 19. Februar in Hanau, übergaben Schulsprecher und Schuleiterin Claudia Galetzka von den Kaufmännischen Schulen ein Kondolenzbuch an Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Dieser versprach das Buch bei Gelegenheit an die Familienangehörigen der Opfer zu überreichen. In verschiedenen Redebeiträgen sprachen Mitglieder der Schülervertretung und Schulleiterin Galetzka über die Nacht des 19. Februar, ihre Folgen und ihre Bedeutung für die multikulturelle Schülerschaft der Kaufmännischen Schulen. Große Betroffenheit und Verunsicherung hätte in den Tagen danach an der Schule geherrscht. Viele Schülerinnen und Schüler – insbesondere mit ausländischen Wurzeln – hätten dieses Gefühl bis heute nicht abgelegt und manchen hätten nach wie vor Ängste, berichteten sie.
"Unsere Schule ist das beste Beispiel für gelebte Integration!", sagte Schulsprecher Paul Heinziger. "Mit dem Kondolenzbuch wollen wir unserem tiefempfundenen Mitgefühl für die Angehörigen und Freunde der Ermordeten Ausdruck geben. Aber wir wollen auch ein Zeichen setzen - gegen Rassismus, Hass und Nationalismus! Hanau ist bunt und bleibt bunt!"
"Wir stehen an dieser Schule für Vielfalt!", sagte auch die sichtlich gerührte Schulleiterin Galetzka, "an dieser Schule sind Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler aus 43 Nationen!. Der Schulgemeinde liegt es sehr am Herzen, dass jeder hier Respekt und Wertschätzung erfährt!"
Kaminsky dankte den Schülerinnen und Schülern herzlich für ihre Worte. Auch er berichtete von der schrecklichen Nacht, in der er von den Morden erfuhr und im klar wurde, "dass alles was bisher wichtig war, nun belanglos ist. Und dass die Welt jetzt eine andere ist."  Dieser Tag werde und dürfe nie aus dem kollektiven Gedächtnis der Stadt gelöscht werden, sagte er. Auch aus diesem Grund plane man ein Zentrum der Demokratie und Vielfalt in Hanau zu etablieren. "Rechtsextremismus und Rassismus sowie islamistisch motivierter Terror sind die beiden großen Übel unserer Gesellschaft. Und es ist unser aller Aufgabe ihnen Einhalt zu gebieten", so der OB. "Wir müssen uns denen, die die Gesellschaft spalten wollen, entgegenstellen und als Stadtgesellschaft zusammenhalten!", forderte er, "dafür benötigen wir jeden einzelnen, denn nur Politik allein vermag das nicht!"
Schulpfarrerin Ivona Linhart leitete zum Abschluss ein gemeinsames Gedenken an die neun Opfer der rassistisch motivierten Tat sowie Frau R., die Mutter des Täters, die ebenfalls getötet wurde.
 

+++20.10.2020+++
Große Geste für ein friedliches Miteinander - Acht Monate nach dem Terroranschlag vom 19. Februar gedenken Opferangehörige auch der Mutter des Attentäters

Mit einer bewegenden Geste setzten gestern Nachmittag Angehörige der Opferfamilien des 19. Februar zu Füßen des Brüder Grimm-Denkmals ein Zeichen für ein friedliches Miteinander. Acht Monate nach dem rassistisch motivierten Attentat beim dem der Täter Tobias R. in Hanau neun junge Menschen und später auch seine Mutter erschoss, legten sie – gemeinsam mit Oberbürgermeister Claus Kaminsky - weiße Rosen im Gedenken für alle zehn Getöteten nieder und bekundeten damit Respekt auch gegenüber der Mutter des Täters, die ebenfalls gewaltsam ihr Leben verlor.
 
„Ich danke Ihnen sehr für diese große Geste! Der heutige Weg für Sie hierher war schwer, aber Sie sind ihn gegangen und das zeugt von Größe und davon, dass Sie – trotz Ihres großen Verlustes – Willens sind, unsere Zukunft friedlich miteinander zu gestalten und viel dafür zu tun!“, sagt Kaminsky. „Mit Ihrer Anwesenheit setzen Sie ein gemeinschaftliches und kraftvolles Zeichen gegen Gewalt und für eine gemeinsame Zukunft in Frieden!“ Im Lichte des islamistisch motivierten Attentats auf den Lehrer in Hanaus Partnerstadt Conflans, sei dieses Zeichen von umso größerer Bedeutung, so das Stadtoberhaupt. „Terror und Gewalt  –  egal ob aus rassistischen oder religiösen Gründen – ob in Hanau, Halle, in Paris oder Conflans – sind absolut inakzeptabel und haben in unserer Gesellschaft keinen Platz!“, sagte Kaminsky. Die Zivilgesellschaft und der Staat müssten sich gegen solche Entwicklungen mit aller Kraft wehren!
 
Im Gespräch mit den Familienangehörigen, die sieben der Opfer repräsentierten, betonte Kaminsky, dass es keinerlei Hinweise gäbe, dass die Mutter des Attentäters jemals rechtextremes oder rassistisches Gedankengut verbreitet habe. „Sie hat acht Jahre lang ehrenamtlich in einer Kita gearbeitet und dort benachteiligte Kinder in der Hausaufgabenhilfe unterstützt“, berichtete er. Nachbarn und Bekannte hätten nur Gutes über sie zu berichteten. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die ich übernommen habe, als ich Sie zu diesem Termin eingeladen habe“, sagte der OB, doch ich denke auch diese Frau hat unser Mitgefühl und Gedenken verdient.“ Kaminsky zeigte allerdings auch Verständnis für die beiden Familien, die inzwischen in Bulgarien (Velkow) und Regensburg (Saracoglu) wohnen und nicht erschienen waren. „Ich würde mir nie anmaßen zu urteilen!“ bekundete er.
 
Die Angehörigen der Terroropfer dankten dem Oberbürgermeister für seine unablässige Unterstützung seit der Tatnacht und seine Rolle als Ansprechpartner und Vermittler sowie für seine Einladung zu diesem Termin: „Ich bin froh, dass Sie diesen Impuls gesetzt haben und uns so die Möglichkeit geben, als Angehörige Menschlichkeit zu zeigen und ein Zeichen zu setzten“ sagte Cetin Gültekin, Bruder von Gökhan Gültekin. „Wir erwarten Solidarität von Menschen in Berlin, Halle oder Köln. Da ist es nur richtig, dass auch wir Solidarität mit einem Menschen zeigen, der auch ums Leben gekommen ist.“ Es sei jedoch aus seiner Sicht besser, von neun plus einem Opfer zu sprechen, da die Mutter des Täters aus einem völlig anderen Motiv heraus getötet wurde.
 
Diese Ansicht vertrat auch Niculescu Paun, Vater des ermordeten Vili Viorel Paun, der darauf hinwies, dass die Mutter nach Angaben der Polizei erst am 20. Februar gestorben sei, und nicht am 19. Februar, wie die anderen neun Opfer. Auch Etris Hashemi, dessen Bruder Said Nesar in der Terrornacht starb, erklärte: „Nach allem was wir wissen, war die Mutter des Täters auch ein Opfer, aber es ist trotzdem wichtig, dass differenziert wird.“ Armin Kurtovic, Vater von Hamza Kurtovic, betonte, dass es richtig sei, auch die Mutter des Täters als Opfer anzuerkennen, aber ebenso wichtig sei, die Motive des Täters für die Morde zu unterscheiden. „Unsere Kinder, Brüder, Schwester, Nichte und Neffen wurden aus rassistischen Gründen umgebracht, warum der Täter seine bettlägerige Mutter tötete, wissen wir jedoch nicht!“, sagte er. Vielleicht würden die Ermittlungen das ergeben, doch noch seien viele Fragen offen, die auch die Familien der Opfer weiterhin sehr beschäftigten.
 „Jeder 19. Kalendertag fällt uns schwer!“, sagte Serpil Unvar, deren Sohn Ferhat beim Anschlag getötet wurde, „aber wir wollen heute ein Zeichen setzen, dass wir weltoffen sind und nicht für Spaltung, sondern Gemeinsamkeit und Respekt stehen – ungeachtet der Hautfarbe oder Religion.“
 
„Ich bin Ihnen allen sehr dankbar!“, sagte Kaminsky. „Wir dürfen nicht aufgeben zu versuchen die Zukunft und das Leben miteinander zu gestalten. Mit dem gemeinsamen Gedenken für alle zehn Opfer haben wir heute ein wichtiges Zeichen gesetzt!“

+++23.09.2020+++
Treffen mit Angehörigen der Todesopfer von Hanau im Schloss Bellevue

Ansprache des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei einem Treffen mit Angehörigen der Todesopfer des Anschlags von Hanau:
Ich schaue in Ihre Gesichter, und meine Gedanken gehen zurück zum Abend des 20. Februar. Nur wenige Stunden lag die grauenvolle Bluttat von Hanau zurück. Wir kamen zusammen im Rathaus, um von dort gemeinsam zur Mahnwache zu gehen. Ohnmächtiger Schmerz lag über dem Raum. Wir haben miteinander geschwiegen, auch geweint. Es gab keine Worte, die das Unfassbare hätten beschreiben oder einordnen können. Es ging nur darum, diesen Schmerz gemeinsam auszuhalten. Und das war unerträglich schwer.

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+++20.09.2020+++Pressemitteilung
Gedenktafeln mit Bildern der Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar an Attentatsorten enthüllt

Gemeinsam mit Angehörigen der Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar haben Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck Gedenktafeln an den beiden Anschlagsorten enthüllt. Am Kurt-Schumacher-Platz wurde an den getöteten Vili-Viorel Paun zudem mit einem Gedenkkreuz in besonderer Weise erinnert. Zu den Feiern am Schumacher-Platz und am Heumarkt waren die beiden Opferbeauftragten der Bundesregierung und der hessischen Landesregierung gekommen: Edgar Franke und Professor Dr. Helmut Fünfsinn. Am "Tag der Zivilcourage" begrüßte OB Kaminsky zudem die Eltern von Aptug Sözen, der 2018 einen Menschen von einem Gleisbett retten wollte und dabei in einem Frankfurter S-Bahnhof selbst zu Tode kam.
Kaminsky sagte am Schumacher-Platz, sieben Monate nach der rassistischen Tat sei das Leben vor allem für die Opferangehörigen "nicht mehr das Gleiche" – und werde es für die Familien auch nie wieder sein. Diese Verluste seien nicht zu ersetzen. Aber die Hanauer Stadtgesellschaft könne versprechen Gökhan, Sedat, Said Nesar, Mercedes, Hamza Kenan, Vili-Viorel, Fatih, Ferhat und Kaloyan "nie zu vergessen".
Eindringlich sagte Kaminsky zum 19. Februar: "Wir wollen wissen, was in dieser Nacht passiert ist, warum und ob es hätte verhindert werden können." Und weiter: "Wir wollen, dass Hanau der Schlusspunkt ist – dass nie wieder so etwas passiert".
Die enthüllten Tafeln mit den Opfernamen seien "ein erster Baustein des Gedenkens". Ein Mahnmal werde folgen. Über die Details wolle die Stadt die Opferangehörigen entscheiden lassen und die "breitestmögliche Beteiligung der Stadtgesellschaft" erzielen. Hanau brauche diese öffentliche Diskussion "und die Auseinandersetzung", um die "vielleicht noch abseits Stehenden" zu erreichen.
Zum "Tag der Zivilcourage" passe es, dass die Familie Sözen zur Gedenkfeier mit eingeladen sei. Denn Alptug Sözen habe selbstlos einem anderen Menschen das Leben gerettet. Vili-Viorel Paun habe ebenfalls Zivilcourage gezeigt, nachdem er mitbekommen habe, dass am Heumarkt auf Menschen geschossen worden war. Weil er wegen der überlasteten Telefonleitungen in der Tatnacht bei der Polizei nicht durchkam, folgte er dem Täter mit dem Auto. Am Schumacher-Platz trafen er und der Täter aufeinander, und Paun wurde "brutal ermordet", so der OB weiter. Kaminsky wörtlich weiter: "Wo andere Menschen wegschauten, hat Vili-Viorel in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen." Er habe "unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient" und werde "immer ein Vorbild bleiben". Er habe "Menschlichkeit über sein eigenes Menschenleben" gestellt.
Vili-Viorel Paun sei nur 22 Jahre alt geworden. Und doch hinterlasse er "ein so großes vorbildliches Erbe". Das Kreuz am Schumacher-Platz sei zum Gedenken und zur Mahnung zu verstehen. Pauns Vater fügte anschließend hinzu, das Kreuz sei ein "Mahnmal für die gesamte Stadt".
 Beim Enthüllen der Gedenktafel am Heumarkt erläuterte OB Kaminsky, dass die Stadt Hanau zusammen mit Angehörigen bewusst entschieden habe, an beiden Tatorten aller Opfer der rassistischen Tat zu gedenken, auch wenn sie an unterschiedlichen Orten zu Tode kamen. "Das Gemeinschaftliche war uns wichtig", sagte er. Wie zuvor am Schumacher-Platz folgte der Tafelenthüllung eine stille Gedenkminute.

+++21.08.2020+++22:00 Uhr+++ Pressemitteilung
Stark steigende Zahl an Corona-Neuinfizierten in Hanau: OB Kaminsky untersagt Samstagsdemonstration

Oberbürgermeister Claus Kaminsky hat wegen der akut steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen die für Samstag, 22. August, geplante Demonstration zum Gedenken an die Opfer des rassistischen Terroranschlags vom 19. Februar untersagt. Er versicherte: „Sobald die Infektionsfälle wieder deutlich zurückgegangen sind, holen wir diese Trauerbekundung selbstverständlich nach.“
Der Main-Kinzig-Kreis teilte dem Oberbürgermeister am Freitagabend gegen 18 Uhr mit, dass die Zahl der Neuinfizierten je 100.000 Einwohner im 7-Tage-Rückblick in Hanau auf 49 hochgeschnellt ist. Tags zuvor hatte diese Zahl noch bei 36 gelegen. Selbst diese habe ihm schon „Sorgen bereitet“.
Ebenso wie Kreisgesundheitsdezernentin Susanne Simmler sei er „geschockt über die rasante Infektionsentwicklung“. Simmler und er rechnen mit einem weiteren Anstieg der Infiziertenzahl in den nächsten Tagen. Von daher sei es nicht zu verantworten, mit einer Demonstration von 3000 bis 5000 Menschen womöglich zur weiteren Ausbreitung der Pandemie beizutragen. Nicht zuletzt diene die Absage der Demonstration auch dem Gesundheitsschutz derer, die am Samstag gemeinsam der Opfer des 19. Februar gedenken wollten.
Kaminsky teilte dem Veranstalter seine Entscheidung persönlich mit. Er brachte dabei sein Bedauern zum Ausdruck, dass "die hervorragend vorbereitete Veranstaltung jetzt leider ausfallen muss" .
Das Corona-Eskalationskonzept des Landes Hessen schreibt vor, dass ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage in einer Region ein „konsequentes Beschränkungskonzept“ gelte. „Diese Schwelle ist nun leider im Grunde erreicht“, so Kaminsky abschließend.
 

+++31.08.2020+++10:00 Uhr+++ Pressemitteilung
„Vertrauensvoller und offener Austausch“ Kaminsky begleitete Opferfamilien nach Wiesbaden
 
Es sei ein vertrauensvoller und offener Austausch gewesen, berichtet Oberbürgermeister Claus Kaminsky vom Treffen mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier mit den Hinterbliebenen der Opfer des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau. Die vertrauliche Zusammenkunft fand vergangene Woche im Schloss Biebrich in Wiesbaden statt. "Ministerpräsident Bouffier hat sich fast drei Stunden Zeit genommen, um sich den Anliegen und nach wie vor offenen Fragen der Angehörigen zu widmen", berichtete der OB.
OB Kaminsky betonte in Wiesbaden, dass die rassistisch motivierte Tat einen unwiederbringlichen Verlust für die Angehörigen zur Folge hatte. "Wir müssen aber erreichen, dass die Angehörigen zu einem späteren Zeitpunkt sagen werden: bei aller Trauer und dem Schmerz den wir empfinden, können wir sagen, dass unsere Stadt, unser Bundesland Hessen und die Bundesrepublik Deutschland an unserer Seite gestanden und uns geholfen haben."
Bouffier habe das Zusammenstehen der Hanauer Stadtgesellschaft ebenso gewürdigt, wie das Verhalten der Stadt nach der Terrornacht. "Dafür bedanke ich mich herzlich und will es auch die Hanauerinnen und Hanauer wissen lassen", sagte Kaminsky.

+++21.08.2020+++20:00 Uhr+++ Pressemitteilung
Stark steigende Zahl an Corona-Neuinfizierten in Hanau: OB Kaminsky untersagt Samstagsdemonstration

Oberbürgermeister Claus Kaminsky hat wegen der akut steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen die für Samstag, 22. August, geplante Demonstration zum Gedenken an die Opfer des rassistischen Terroranschlags vom 19. Februar untersagt. Er versicherte: „Sobald die Infektionsfälle wieder deutlich zurückgegangen sind, holen wir diese Trauerbekundung selbstverständlich nach.“
Der Main-Kinzig-Kreis teilte dem Oberbürgermeister am Freitagabend gegen 18 Uhr mit, dass die Zahl der Neuinfizierten je 100.000 Einwohner im 7-Tage-Rückblick in Hanau auf 49 hochgeschnellt ist. Tags zuvor hatte diese Zahl noch bei 36 gelegen. Selbst diese habe ihm schon „Sorgen bereitet“.
Ebenso wie Kreisgesundheitsdezernentin Susanne Simmler sei er „geschockt über die rasante Infektionsentwicklung“. Simmler und er rechnen mit einem weiteren Anstieg der Infiziertenzahl in den nächsten Tagen. Von daher sei es nicht zu verantworten, mit einer Demonstration von 3000 bis 5000 Menschen womöglich zur weiteren Ausbreitung der Pandemie beizutragen. Nicht zuletzt diene die Absage der Demonstration auch dem Gesundheitsschutz derer, die am Samstag gemeinsam der Opfer des 19. Februar gedenken wollten.
Kaminsky teilte dem Veranstalter seine Entscheidung persönlich mit. Er brachte dabei sein Bedauern zum Ausdruck, dass "die hervorragend vorbereitete Veranstaltung jetzt leider ausfallen muss" .
Das Corona-Eskalationskonzept des Landes Hessen schreibt vor, dass ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage in einer Region ein „konsequentes Beschränkungskonzept“ gelte. „Diese Schwelle ist nun leider im Grunde erreicht“, so Kaminsky abschließend.
 
 

Pressekontakt: Stadt Hanau, Joachim Haas-Feldmann, Telefon 06181/295-266

+++22.07.2020+++ Pressemitteilung
"Dank für die Spende von Pond Security Service GmbH für die Familien der Terroropfer"

Ein herzliches Dankeschön sprach Oberbürgermeister Claus Kaminsky jetzt dem Unternehmen Pond Security Service GmbH für die großzügige Spende von 5000 Euro für die Familien der neun Terroropfer vom 19. Februar 2020 aus. Im Rathaus begrüßte der OB den Firmengründer und Gesellschafter der Pond Security Service GmbH, Daniel Pond, und seine Frau Lori Pond, sowie Geschäftsführer Engin Atmaca herzlich.
„Auf Grund der Corona-Pandemie kommt mein Dank für Ihre Spende mit etwas Verspätung, aber dafür trotzdem von Herzen“, sagte der OB. „Geld kann den furchtbaren Verlust natürlich nicht aufwiegen, aber es kann helfen die vielen Kosten zu decken, die die Familien zu tragen haben und so dazu beitragen die vielen Sorgen zu lindern“, sagte der OB. Mit Hilfe der zahlreichen Spenden von mitfühlenden Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen, sei es glücklicherweise möglich gewesen, jeder Familie etwas finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Pond Security Service GmbH verfügt über rund 2700 MitarbeiterInnen und ist in Erlensee angesiedelt. Nach dem Terroranschlag sorgte das Unternehmen im Auftrag der Stadt für die nötige Sicherheit bei zwei großen Trauer- und Gedenkveranstaltungen. „Es ist erschütternd, wenn so etwas Schreckliches vor der eignen Haustür passiert!“ sagte Daniel Pond, „aber die Reaktion der Menschen, die in den folgenden Tagen und Wochen großen Zusammenhalt demonstriert haben, hat mich beeindruckt. Und auch die Stadtverwaltung hat die Situation aus meiner Sicht sehr gut gehandhabt.“ Geschäftsführer Engin Atmaca betonte, er sei froh, dass das Unternehmen etwas zu Linderung der Situation habe beitragen können, „denn wir fühlen uns mit Hanau sehr verbunden!“
Kaminsky betonte, wie wichtig es für die Stadtgesellschaft sei, das Geschehen im Bewusstsein zu halten und nicht zu vergessen. „Wir müssen nun alle Stärke, Solidarität und Nächstenliebe zeigen, um daraus Kraft für die Zukunft zu schöpfen!“, sagte der OB. Daher plane die Stadt Hanau auch ein Gedenken an die Opfer in Form eines Kunstwerks an zentraler Stelle zu etablieren.

+++17.07.2020+++ Pressemitteilung
 
„Ein fester Teil der Hanauer Erinnerungskultur“
OB Kaminsky trifft sich mit Saida Hashemi, Ajla Kurtovic und Nesrin Unvar

„Das schreckliche Attentat hat unsere Stadt nachhaltig erschüttert und wird im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft verankert bleiben,“ ist Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky überzeugt, dass das gemeinsame Gedenken an die Opfer dieser Nacht künftig fester Bestandteil der Hanauer Erinnerungskultur sein wird. Die Errichtung einer Gedenkstätte, wie sie in Hanau derzeit gemeinsam mit den Familien der Opfer geplant werde, sei dabei nur einer von vielen wichtigen Schritten, die die Stadt gehen werde, um die Wachsamkeit und das respektvolle Miteinander zu fördern, versicherte er im Gespräch mit Saida Hashemi, Ajla Kurtovic und Nesrin Unvar, die als Vertreterinnen der Opfer-Angehörigen zu einem Treffen gekommen waren.
In den späten Abendstunden des 19. Februars waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln Opfer eines rassistisch motivierten Attentats geworden. Danach tötete der Täter seine Mutter und sich selbst. Mit Mahnwachen, Trauermärschen und diversen Kundgebungen gegen Rassismus hatte die Hanauer Stadtgesellschaft ihre Anteilnahme und Betroffenheit gezeigt. Auch an den öffentlichen Totengebeten und Beisetzungen der Mordopfer nahmen viele Menschen aus der gesamten Region teil.
Mit einem großflächigen Gedenkbanner „Die Opfer waren keine Fremden“ an der Fassade des Historischen Neustädter Rathauses hat die Stadt in den Wochen und Monaten nach dem Attentat unübersehbar dokumentiert, dass sie und die Menschen dieser Stadt in dieser schwierigen Zeit an der Seite der Angehörigen stehen. Dabei hat sich das Brüder Grimm Nationaldenkmal von Anfang an zu einem zentralen Platz entwickelt, an dem ein wahres Kerzen- und Blumenmeer die Betroffenheit der Stadtgesellschaft besonders sichtbar hat werden lassen. Bis heute halten Menschen jeden Alters hier inne, um Blumen, Kerzen oder Bilder abzulegen.
Gemeinsam mit Saida Hashemi, Ajla Kurtovic und Nesrin Unvar als Sprecherinnen der Angehörigen hat sich Kaminsky deshalb dieser Tage am Denkmal getroffen, um gemeinsam zu überlegen und zu entscheiden, wie die abgelegten Blumen, Bilder und Kerzen auf dem Areal vor dem Brüder Grimm Denkmal in Zukunft so arrangiert werden sollen, dass das Erscheinungsbild dem traurigen Anlass entsprechend zurückhaltend und würdevoll ist. „Nicht jeder hat in der Vergangenheit seine Anteilnahme und sein Anliegen so respektvoll dokumentiert, wie man es an diesem Ort erwarten darf“, hoffen der OB und die Angehörigen darauf, dass ihre Bitte respektiert wird, nach der reduzierten und dem Ort angemessenen Neugestaltung auf zusätzliche eigene Botschaften zu verzichten. Das Brüder Grimm Denkmal wird bis zur Fertigstellung der Gedenkstätte als Trauer- und Gedenkpunkt in der Mitte der Stadt erhalten bleiben.
„Auch das große Gedenkbanner am Neustädter Rathaus wollen wir austauschen gegen ein neues Motiv, das unsere gemeinsame Haltung gegen Rassismus und Gewalt mit einer zukunftsorientierten Positionierung für Toleranz und Zivilcourage verknüpft.“ Die Neugestaltung und der Austausch des Banners sollen zum 19. August – 6 Monate nach der Tat - erfolgen
In dem Gespräch mit den drei jungen Frauen machte der OB zum Abschluss noch einmal deutlich, dass die Stadt und er persönlich auch nachdrücklich die Forderung der Opferfamilien nach lückenloser Aufklärung der Hintergründe der Tat und deren Begleitumstände unterstützt. „Ich erinnere noch einmal an die klare Absprache, dass die Opferfamilien die Ersten sein werden, die über die Ermittlungsergebnisse informiert werden,“ hofft der OB, dass baldmöglichst bestehende Unklarheiten über die Ereignisse der Schreckensnacht ausgeräumt werden können.

+++14.07.2020+++ Pressemitteilung
"EvonikmitarbeiterInnen soldarisieren sich mit Terroropfern von Hanau"

Nach dem rassistisch motivierten Terroranschlag in Hanau vom 19. Februar 2020, fanden an den beiden größten Standorten von Evonik, Marl und Hanau, Gedenkfeiern für die Opfer statt. Die Anteilnahme unter den Evonik Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war groß. Mehr als 1000 Evonik-Mitarbeitende unterzeichneten vor den Kantinen in Hanau und an den Evonik-Standorten Frankfurt und Offenbach die ausgelegten Listen, um ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Familien zu bekunden.
Im Rahmen eines Termins mit Oberbürgermeister Claus Kaminsky übergaben Standortleiterin Kerstin Oberhaus, Michael Groß vom Betriebsrat Evonik und Silke Wodarczak, Leiterin der Standortkommunikation, ihm die Listen mit den Unterschriften. „Es tut gut zu wissen, dass es so viele Menschen – auch außerhalb von Hanau – gibt, die dieser schreckliche Tat verurteilen und ihre Solidarität mit den Opfern und Familien bekunden“, sagte der OB. Es sei lobenswert, dass ein Hanauer Unternehmen wie Evonik gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden in solch einer Situation klar Stellung beziehe und Rassismus und Gewalt verurteile.
 

+++08.07.2020+++ Pressemitteilung
"Für Engagement im Sinne der Hanauer Terroropfer:
Rotary Club ehrt OB Kaminsky und Opferbeauftragte"

Der Rotary Club Hanau hat Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Paul-Harris-Fellow-Auszeichnung verliehen für sein Engagement im Sinne der Opfer des Terroranschlags vom 19. Februar. Ebenso hat der Serviceclub Robert Erkan stellvertretend für alle geehrt, die sich als städtische Opferbeauftragte oder Mitglieder des Hanauer Ausländerbeirats nach dem Anschlag um überlebende Opfer und Hinterbliebene gekümmert haben und das noch immer tun. Bernd Krempel nahm für die Rotarier die Verleihung im Hanauer Rathaus vor. OB Kaminsky und Erkan berichteten vom eigenen Erleben des 19. Februar und den Folgewirkungen des Anschlags.
Krempel stellte heraus, dass Hanau – und an der Spitze der Oberbürgermeister – vorlebe, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt gelingt mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Behinderung, Religion, Weltanschauung, sexueller Orientierung und Identität. Und das insbesondere auch im Anschluss an die rassistischen Morde des 19. Februar. Mit der Kampagne „Hanau steht zusammen“ und der Benennung der Opferbeauftragten Robert Erkan, Dr. Maria Haas-Weber sowie Dr. Silke Hoffmann-Bär habe Kaminsky ein „sichtbares Zeichen von Hilfsbereitschaft“ gesetzt und einen „Anker der Stabilität geworfen für alle diejenigen, die diese unvorstellbare Gräueltat aus der Bahn zu werfen drohte“. Der OB habe „bei allem Mitgefühl die nötige Ruhe, Besonnenheit und Struktur bewahrt, die gerade nach solchen, alles verändernden Ereignissen so dringend notwendig“ seien. Mit seinen Worten und Taten habe Kaminsky „das richtige getan, damit Hanau nicht nur als Ort rassistischer Anschläge bekannt ist, sondern auch als Ort größtmöglicher Hilfe und Solidarität“.
Den Kümmerern zum Wohle der Opfer und Hinterbliebenen mit Erkan an der Spitze attestierte Krempel, dass sie den Betroffenen „nahezu zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Seite gestanden“ hätten. Das halte bis heute an. Damit seien diese „der Anker der Stabilität, der von der Stadt Hanau ausgeworfen wurde“.
Die Paul-Harris-Fellow-Auszeichnung der Rotarier gilt weltweit als Ehrung für besondere Verdienste. Zu den Geehrten gehörten die indische Ordensschwester Mutter Teresa und der frühere US-Präsident Jimmy Carter, der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin, der Astronaut James Lovell, UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar und der Entdecker des Polio-Impfstoffs, Jonas Salk. Die Zahl der weltweit geehrten Paul-Harris-Fellows beträgt einige hunderttausend. Die Auszeichnung ist nach dem 1947 verstorbenen Paul Harris benannt, Anwalt in den USA und dort einer der Gründer des Rotary Clubs.
Kaminsky und Erkan bedankten sich für die Ehrungen. Der OB sagte, ab dem 20. Februar sei nicht nur für ihn „die Welt eine andere geworden“. Er habe sich nach dem Anschlag sofort gesagt, dass der mitfühlende, solidarische Umgang mit den Opferangehörigen in Hanau höchsten Stellenwert haben müsse. Wichtig sei ihm von Anfang an gewesen, Betroffenheit zu zeigen und unbürokratisch zu helfen. Daher seien die Opferbeauftragten als Lobby für die Angehörigen geschaffen worden.
Nun stehe an, dass sich die Stadt mit den Angehörigen „gemeinsam auf den Weg machen, wie wir in Hanau zu einer Gedenkform und -stätte kommen“. Dabei sei die Stadt völlig offen. Dass der Rotary-Club Hanau mit seinem neuen Präsidenten Christoph Obladen gerne als Partner mitwirken wolle, sei ausdrücklich zu begrüßen. Es gehe darum, eine Stadtgesellschaft in Hanau zu bauen, die von Miteinander und Selbstbewusstsein geprägt sei und sich nicht auf den 19. Februar reduzieren lasse. Von Zusammenstehen und Nächstenliebe könne Hanau auch im Rahmen der Corona-Pandemie nur profitieren.
Erkan hob hervor, dass im Krisenstab nach dem Anschlag unterschiedliche Menschen Hand in Hand gemeinsam Handlungskraft und Mut bewiesen hätten. Die psychologischen Herausforderungen seien für alle Beteiligten enorm gewesen. Der zertifizierte Mediator wirkt nicht nur im Hanauer Ausländerbeirat, er ist auch Stadtverordneter für das Forum Gemeinsames Hanau.  

+++16.06.2020+++ Pressemitteilung
 
"Ein ewiges Mahnmal für den respektvollen Umgang miteinander"
Ehrenplakette der Stadt Hanau in Gold für die Opfer des 19. Februars

Als ein Symbol der innigen Verbundenheit erhalten Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov posthum die Ehrenplakette der Stadt Hanau in Gold verliehen. Die Entscheidung für diese besondere Ehrung der Opfer des rassistischen Terroranschlags am 19. Februar 2020 hat der Magistrat in seiner Sitzung am Montag einstimmig getroffen. „Die posthum verliehene Auszeichnung ist auch gleichsam ein ewiges Mahnmal, wachsam zu bleiben und respektvoll miteinander zu leben. So eine Tat darf sich nie wieder und nirgends auf der Welt wiederholen,“ erklärte Oberbürgermeister Claus Kaminsky. „Das Schicksal der Opfer ist und wird auf alle Zeiten im kollektiven Gedächtnis der Hanauer Stadtgesellschaft verankert bleiben.“
Die neun jungen Menschen, die in Hanau geboren wurden, die in Hanau lebten oder hier arbeiteten, wurden am 19. Februar 2020 gewaltsam und mitten aus dem Leben gerissen. Von einem Täter, der die Grundwerte des friedlichen, demokratischen und solidarischen Zusammenlebens auf irrsinnige Weise missachtet hat. „Sein unmenschliches Weltbild ist nicht vereinbar mit dem gesellschaftlichen Konsens der Hanauerinnen und Hanauer“, unterstreicht der OB und ergänzt, dass in Hanau kein Platz für Hass, Rassismus und Gewalt ist. Den rassistischen Anschlag als fremdenfeindlichen Akt zu bezeichnen, gehe an der unumstößlichen Tatsache vorbei, dass die Opfer keine Fremden waren. „Die Ermordeten waren und bleiben Kinder dieser Stadt.“
Nicht nur die Angehörigen der Getöteten, sondern die gesamte Stadtgesellschaft müsse künftig mit der Erinnerung an dieses erschütternde Ereignis weiterleben. Aber die Stadt zeige sich stark und stehe zusammen. Das haben nach seinen Worten auch die schmerzhaften Tage unmittelbar nach dem Anschlag eindrucksvoll bewiesen. „Das gemeinsame Erinnern an die Opfer dieser Nacht wird in Zukunft unsere Stärke immer wieder unterstreichen und erlebbar machen.“ Dabei unterstützt Hanaus OB auch mit Nachdruck die Forderung der Opferfamilien nach lückenloser Aufklärung der Hintergründe der Tat und deren Begleitumstände. „Ich erinnere noch einmal an die klare Absprache, dass die Opferfamilien die Ersten sein werden, die über die Ermittlungsergebnisse informiert werden,“ mahnt Kaminsky an, dass die Angehörigen einen Anspruch auf maximale Transparenz und Offenheit hätten, was die in Erfahrung gebrachten Details und Hintergründe angeht.
„Dieses schreckliche Attentat hat unsere Stadt nachhaltig geprägt und wird auf alle Zeiten im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft verankert bleiben“, beschreibt Hanaus Oberbürgermeister das Bedürfnis, auch mit einer solchen Ehrung dokumentieren, welchen Stellenwert die neun Opfer in der Erinnerungskultur haben. „Ihre Namen werden uns immer im Gedächtnis bleiben. Ihre Schicksale sind untrennbar mit der Stadt Hanau verbunden.“ Die Ehrenplakette der Stadt Hanau in Gold ist als außergewöhnliche Auszeichnung für Persönlichkeiten gedacht, die sich in besonders hervorragendem Maße um die Stadt Hanau und die Allgemeinheit verdient gemacht haben. Sie war im Oktober vergangenen Jahres erstmals posthum an Alptug Sözen verliehen worden. Der 17-jährige Hanauer war in Frankfurt ins Gleisbett gesprungen, um einem Mann in Not zu helfen. Dieses selbstlose Handeln und seine große Hilfsbereitschaft bezahlte er mit dem Leben. Eine Gedenktafel in seiner früheren Schule erinnert in der Öffentlichkeit an den jungen Mann.
Auch für die Opfer des 19. Februar wird es eine Gedenkstätte geben.  Notwendige Treffen mit den Angehörigen zur Abstimmung, wo die geplante Gedenkstätte denkbar ist und wie diese gestaltet werden soll, seien wegen der bestehenden Kontaktbeschränkungen bisher nicht möglich gewesen. „Deshalb sind die Planungen dafür noch nicht so weit gediehen, wie ich es gern gesehen hätte und es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre.“ Sowohl was den Ort angeht als auch die Gestaltung, will die Stadt nach den Worten des OB auf die Wünsche der Familien eingehen. Es freut ihn deshalb, dass nun das Auftakttreffen mit den Angehörigen vereinbart werden konnte.
Ebenfalls einstimmig beschlossen hat der Hanauer Magistrat am Montag, dass die Gräber der in Hanau beigesetzten Opfer Said Nesar Hashemi, Hamza Kenan Kurtović und Ferhat Unvar den Status eines Ehrengrabs erhalten. Wie OB Kaminsky erläutert, liegt damit die Verantwortung für die Pflege sowie die Übernahme der Kosten bei der Stadt. Alle drei Verstorbene sind gemäß ihres Glaubens auf dem muslimischen Gräberfeld des Hauptfriedhofs nebeneinander bestattet. „Ihre Grabstätten werden als Ehrengräber gewidmet, damit ihre Gräber als Mahnung für zukünftige Generationen erhalten bleiben.“

+++21.05.2020+++ Pressemitteilung

Oberbürgermeister Kaminsky unterstützt die Opferfamilien in ihren Forderungen: „Politische Konsequenzen und Aufklärung bisher unzureichend“

„Zur Trauerbewältigung gehört auch, dass vor allem die Angehörigen der Opfer Antworten auf ihre drängendsten Fragen bekommen. Diese sind auch für unsere Stadtgesellschaft wichtig. Die schrecklichen Taten haben unsere Stadt nachhaltig geprägt und werden auf alle Zeiten im kollektiven Gedächtnis verankert bleiben.“ Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky bekräftigt knapp 100 Tage nach den rassistischen Morden vom 19. Februar die Forderung der Opferfamilien nach lückenloser Aufklärung der Hintergründe der Tat und deren Begleitumstände. Kaminsky fordert darüber hinaus nicht nur schärfere Waffengesetze, sondern vor allem, „dass bestehendes Recht endlich konsequent umgesetzt wird“. Am 19. Februar waren neun Menschen Opfer eines rassistisch motivierten Attentats geworden.
Mit seiner Forderung nach Aufklärung und Antworten formuliert Claus Kaminsky, der am 19. Mai, drei Monate nach der Tat, dreieinhalb Stunden mit den Angehörigen der Opfer gesprochen hat, auch seine deutliche Anspruchshaltung gegenüber zuständigen Behörden und der Politik: „Den Plattitüden, die reflexartig nach solchen Gräueltaten veröffentlicht werden, dass es sich um ‚Einzeltaten‘ und ‚Ausnahmen‘ handelt, muss entgegengearbeitet werden. ‚Jede einzelne Tat sei schrecklich, müsse einzeln betrachtet werden, stehe in keinem direkten Zusammenhang, man werde dem Fall nachgehen‘ – diese Polit-Bausteine dürfen nicht mehr benutzt werden müssen.“ Die von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht angekündigte Gesetzesinitiative zum Schutz und zur Unterstützung der Opfer von rechter Gewalt begrüßt Kaminsky. Am Mittwoch fand die erste Sitzung des Kabinettsauschusses statt, der als Konsequenz aus der Hanauer Tat eingerichtet worden war. „Der Anspruch dieses Ausschusses darf nicht nur der Erkenntnisgewinn über vergangene Taten sein, sondern muss auch helfen, zukünftige zu verhindern“, so Claus Kaminsky.
Mit ihren Fragen verbinden die Angehörigen an den Generalbundesanwalt eine hohe Erwartungshaltung und eine hohe Verantwortung an ihn: Wie konnte es sein, dass der Täter eine oder mehrere Waffen hatte? Wie konnte es sein, dass er eine Waffenbesitzkarte erhielt? Wie und wie regelmäßig wurde diese Berechtigung überprüft? „Die Überprüfung der Zuverlässigkeit war doch hier offensichtlich nicht ausreichend. Erschreckend ist, dass jedem Internetnutzer mit nur wenigen Klicks mindestens deutliche Zweifel gekommen wären. Ich fordere, die Waffengesetze zu verschärfen und vor allem, dass das bestehende Waffenrecht endlich konsequent umgesetzt wird“, so Oberbürgermeister Kaminsky. Bei den sogenannten Zuverlässigkeits- und Eignungsprüfungen, wenn es um die Erlaubnis einer Waffenbesitzkarte geht, werden sogar Landeskriminalamt, Bundeszentralregister sowie staatsanwaltliche Verfahrens- und Erziehungsregister einbezogen – „sind aber zu oft nichts wert“. Weiterhin zweifelt Kaminsky an, dass die vorgeschriebene Prüfung auf „Zuverlässigkeit und persönliche Eignung“, die „regelmäßig, mindestens jedoch nach Ablauf von drei Jahren“ erfolgen soll, ihren Sinn erfülle.
 
 
 

+++02.04.2020, 11:00Uhr+++ Pressemitteilung
 
„Corona verhindert die kollektive Trauerarbeit“ OB Kaminsky sieht in Kontaktverboten eine besondere Herausforderung
 
Menschen, die mit Maske oder Mundschutz am Brüder Grimm Denkmal Blumen niederlegen oder einfach stehenbleiben und für einige Minuten innehalten. Szenen wie solche sind in diesen Tagen auf dem Hanauer Marktplatz immer wieder zu beobachten ist, scheinen wie ein Sinnbild für die Zeit. Die einen Schreckensereignisse noch nicht ansatzweise verarbeitet, stellt sich die Stadt der Brüder Grimm schon der nächsten existentiellen Krise. Wie überall im Land rückt auch hier vieles in den Hintergrund, weil sich alles um Infektionsketten und Vermeidungsstrategien, Verbote und Hilfsangebote dreht.
 
"Wir sind von einer Extremsituation direkt in die nächste gefallen. Auch wenn die Corona-Pandemie eine weltweite Krise ist, sind wir Teil davon, und die aktuellen Probleme überlagern alles andere in unserer Stadt." Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky sieht in dem derzeitigen Kontaktverbot, das schon in einem normalen Alltag erhebliche Einschränkungen bedeutet, für die trauernden Familienangehörigen und Freunde der Opfer des 19. Februar eine kaum nachzufühlende Herausforderung. "Die Familien der Getöteten werden davon ungleich härter getroffen, denn ihnen fehlt jetzt die Chance des kollektiven Trauerns und damit der Trost, der sich aus körperlicher Nähe und persönlicher Anteilnahme ergibt." Doch auch der gesamten Stadtgesellschaft, so der OB weiter, hätte er gewünscht, dass sie die Zeit gehabt hätte, zur Ruhe zu kommen und die schrecklichen Ereignisse miteinander zu verarbeiten.
 
In den späten Abendstunden des 19. Februars waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln Opfer eines rassistisch motivierten Anschlags geworden. Danach tötete der Täter seine Mutter und sich selbst. Mit Mahnwachen, Trauermärschen und diversen Kundgebungen gegen Rassismus reagierte die Hanauer Stadtgesellschaft in den Tagen danach unmittelbar auf die Tat. Auch an den öffentlichen Totengebeten und Beisetzungen der Mordopfer nahmen viele Menschen der Region teil. "Die Stadtgesellschaft hat eindrucksvoll ihre Solidarität und Anteilnahme dokumentiert", so der OB. Die Zusammenkünfte hätten die Botschaft "Die Opfer waren keine Fremden." mit Leben erfüllt.
 
Natürlich gebe es heute technische Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. Telefon, Skype oder andere Kanäle erleichterten es, auch in der Zeit der Kontaktverbote in Verbindung zu bleiben. "Doch ein echter Ersatz für das persönliche Gespräch voller Anteilnahme ist das kaum."
 
Doch die Corona-Krise erschwert nicht nur das gemeinsame Trauern und Trösten. "Wir werden die Opfer nicht vergessen", hatte der OB versprochen und eine Gedenkstätte angekündigt. Diese soll in enger Abstimmung mit den Angehörigen entstehen. Sowohl was den Ort angeht als auch die Gestaltung, will die Stadt auf die Wünsche der Familien eingehen und hatte ursprünglich für April zu einem ersten Treffen eingeladen. "Leider mussten wir den Termin absagen, ohne einen neuen benennen zu können", bedauert der Hanauer OB, dass auch dieser in der Trauerarbeit hilfreiche und wichtige Prozess vorläufig ins Stocken geraten ist. "Wir sind aber in ständigem Kontakt mit den Opferfamilien und zeigen ihnen, dass wir sie und ihr Leid trotz Corona nicht vergessen haben."
 
Diese fortwährende Unterstützung war dieser Tage besonders nötig, als die Familie von Gökhan Gültekin, der bei dem rassistischen Anschlag getötet wurde, auch den schwer an Krebs erkrankten Vater Behcet Gültekin verlor. Mithilfe der Stadt gelang es trotz der strengen Restriktionen, eine schnelle Überführung in die Türkei zu ermöglichen. "Kein wirklicher Trost", wie Hanaus OB weiß, vor allem, weil keiner aus der Familie den toten Vater begleiten durfte. Aber wenigstens habe man dessen Wunsch nach einer Beisetzung in seinem Heimatland erfüllen können.
 
In der Öffentlichkeit wurde die traurige Nachricht um den Tod des Vaters allerdings überlagert von der Meldung über einen angeblich vorhandenen Abschlussbericht des Bundeskriminalamtes zu dem Attentat, der eine Neueinschätzung des Tatmotivs geliefert haben soll. Für den Hanauer OB war diese Berichterstattung ein doppelter Schlag ins Gesicht der Angehörigen. "Es gab die klare Absprache, dass die Opferfamilien die Ersten sein würden, die über die Ermittlungsergebnisse informiert werden." Aber auch die vermeintliche Neueinordnung als nichtrechtsterroristische Tat sorgte für massiven Protest. "Ich bin dem Präsidenten des BKA, Holger Münch, sehr dankbar für die schnelle und unmissverständliche Klarstellung, dass die Ermittlungen noch andauern und das BKA an seiner Bewertung des Attentats als eine eindeutig rechtsextremistische Tat festhält." Kaminsky geht jetzt davon aus, dass sich auch am ursprünglich abgesprochenen Vorgehen, was die öffentliche Präsentation des Berichts angeht, nichts geändert hat.
 
Auch wenn die öffentliche kollektive Trauerarbeit durch die Corona-Krise unerwartet gestoppt wurde, laufen viele Projekte zur Unterstützung der Opferfamilien und Betroffenen uneingeschränkt weiter. Prominentestes Beispiel dafür ist das Engagement des in Hanau geborenen und aufgewachsenen Rappers Azzi Memo, der gemeinsam mit 18 Musikerkollegen den Benefiz-Song "Bist du wach?" aufgenommen hat. Der Hanau-Song, der morgen erscheint, ist ein "zutiefst persönlich-emotionales Fanal gegen geistige Brandstifter in diesem Land", so Mehmet Seyitoglu, wie der bürgerliche Name von Azzi Memo lautet. Für dieses Projekt hat er "die Creme de la Creme" der Rapper-Szene gewinnen können, darunter Kool Savas, Manuellsen, Rola, Celo & Abdi oder Credibil. Alle mitwirkendenden Musiker, von denen viele selbst einen Migrationshintergrund haben, verzichten auf die Einnahmen aus dem Song zugunsten der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich für Hinterbliebene und Überlebende des Anschlags von Hanau einsetzt.
 
"Das Engagement von Azzi Memo ist ein wunderbares Beispiel für unsere Grundhaltung "Hanau steht zusammen", freut sich Hanaus OB über die Aktion, die den Zusammenhalt stärkt und gleichzeitig eine direkte Unterstützung für die Opferfamilien darstellt. Die aktuelle Corona-Krise habe auch dieses Thema an den Rand der Wahrnehmung gedrängt, doch der Kampf gegen Rassismus und rechten Terror und der Einsatz für ein Zusammenleben in Vielfalt habe nicht an Bedeutung verloren. "Wir lassen uns von einem irren Rassisten oder von einem rassistischen Irren unsere Art des Zusammenlebens nicht zerstören." Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt trage und unterstütze die Menschen gerade auch in der aktuellen Bewältigung der Corona-Krise. Auch wenn es in diesen Tagen manchmal nicht so offensichtlich ist, so ist der Hanauer OB dennoch überzeugt: "Hanau hat seine guten Zeiten immer noch vor sich."

+++03.03.2020, 19:20 Uhr+++ Pressemitteilung

„Ich liebe in Hanau“ vorsorglich verschoben Neuer Termin für Benefiz-Veranstaltung im Staatspark Wilhelmsbad am 17. Mai
 
Gemeinsam haben sich die Stadt Hanau und die Veranstalter darauf verständigt, das Konzert "Ich liebe in Hanau" zu verschieben. Ursprünglich für das kommende Wochenende geplant, hat man für die Veranstaltung, die ein deutliche Zeichen des Gedenkens der Opfer des rassistisch motivierten Anschlages vom 19. Februar setzen will, bereits einen neuen Termin gefunden. Jetzt soll das Konzert am Sonntag, 17. Mai, stattfinden.  "Wir haben den Termin aufgrund der aktuellen Corona-Situation vorsorglich verschoben", sagte Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Stadt Hanau zu der Verschiebung. Zuvor hatte er gemeinsam mit der Ersten Kreisbeigeordneten und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler über die Lage beraten. Simmler: "Wir haben uns mit der Stadt Hanau intensiv über die anstehenden Veranstaltungen ausgetauscht und jeweils das Für und Wider einer Absage sensibel abgewogen. Die Stadt Hanau hat daraufhin entschieden, das Konzert am Samstag abzusagen."
 
"Seit heute wissen wir über das Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises von einem bestätigten Corona-Fall in Hanau. Wir können die Dynamik, die noch folgt, nicht abschätzen, wollen aber mit dieser vorsorglichen Verschiebung vorbeugen", erklärte Claus Kaminsky.
 
Mit ausschlagend für die Entscheidung war auch, dass der aktuelle Planungsstand heute noch eine Verschiebung des Konzertes erlaubt, ohne dass relevante Kosten auf die Veranstalter und die Stadt Hanau zugekommen wären. In diesem Kontext dankt Oberbürgermeister Kaminsky dem Land Hessen und "Schlösser und Gärten" für die Bereitstellung des Staatsparks Hanau Wilhelmsbad und den vielen unterstützenden und beteiligten Firmen sowie den Sponsoren. Kaminsky weiter: "Auch diskutiert haben wir natürlich, ob wir unter diesen Vorrausetzungen die Übertragungen der Zentralen Trauerfeier für die Opfer des 19. Februar auf Marktplatz und Freiheitsplatz weiterhin anbieten sollen. Wir haben uns in Absprache mit der Staatskanzlei und Kreisgesundheitsamt dafür entschieden, die Übertragung anzubieten. Wir wissen, dass aufgrund der aktuelle Corona-Lage wahrscheinlich weniger Menschen auf den öffentlichen Plätzen der Übertragung auf den Großbildleinwänden verfolgen werden."
 
Die Zentrale Trauerfeier wird am morgigen Mittwoch live im TV-Programm des Hessischen Rundfunks (17.40 bis 19.15 Uhr) übertragen werden. Die Zentrale Trauerfeier, an der Angehörige der Opfer, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier teilnehmen, findet im Congress Park Hanau statt.
 
Die Veranstalter des Konzertes "Ich liebe in Hanau". Marc Merges und Rocky Musleh: "Das Konzert zu verschieben, ist zum jetzigen Zeitpunkt die einzig vernünftige Entscheidung. Wir bedanken uns bei allen Künstlern für ihre Zusagen und bei der Stadt Hanau, die uns sofort tatkräftig unterstützt hat – und auch weiterhin die Hilfe zugesagt hat." Oberbürgermeister Kaminsky: "Die Idee für das Konzert ist wunderbar, ein hervorragendes Zeichen aus der Hanauer Gesellschaft – dafür bedanke ich mich sehr herzlich. Wir werden das Konzert nachholen und sichern unsere Unterstützung als Stadt Hanau zu."
 
"Wir sind Hanauer! Unser Zusammenleben funktioniert!" – Diese Botschaft bewegt Rocky Musleh und Marc Merges dazu, ein deutliches Zeichen zu setzen für das friedliche Miteinander und gegen Rassismus, der einen Terroristen aus Hanau am 19. Februar zur Ermordung von neun Menschen trieb. Das nun verschobene Konzert sei eine "Herzensangelegenheit", Hanau als eine Stadt zu zeigen, in der "kein Platz für Rassismus und Hass ist". Sie sehen ein "großes Glück" darin, in einer "bunten Stadt mit Menschen verschiedener Wurzeln" zu leben.
 
Für Samstag hatten national renommierte und viele Hanauer Künstler – die ihren Verzicht auf Gage erklärt hatten – ihr Kommen zugesagt: Söhne Mannheims (ohne Xavier Naidoo), Sammy Deluxe und Afrob, Derya Yilderim und andere. Der Eintritt am Samstag wäre für die Besucherinnen und Besucher frei gewesen, als Ort stellten das Land Hessen und "Schlösser und Gärten" den Staatspark Hanau Wilhelmsbad zur Verfügung.

+++03.03.2020, 10:20 Uhr+++ Pressemitteilung
Die Opfer waren keine Fremden
Zentrale Trauerfeier gedenkt der Opfer des 19. Februars
 
Mit einer Zentralen Trauerfeier im Congress Park Hanau setzen die Stadt Hanau und das Land Hessen am Mittwoch, 4.März, ein Zeichen der ehrenvollen Anteilnahme für die Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar. Unter den insgesamt 650 geladenen Trauergästen werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Dr. Dietmar Woidke und Ministerpräsident Volker Bouffier sein. Das Programm sieht neben den offiziellen Ansprachen von Steinmeier, Bouffier und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky auch Reden von Vertretern der Angehörigen vor.
 
In den späten Abendstunden des 19. Februars waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln Opfer eines rassistisch motivierten Anschlags geworden. Danach tötete der Täter seine Mutter und sich selbst. Mit Mahnwachen, Trauermärschen und diversen Kundgebungen gegen Rassismus reagierte die Hanauer Stadtgesellschaft in den Tagen danach unmittelbar auf die Tat. Auch an den öffentlichen Totengebeten und Beisetzungen der Mordopfer nahmen viele Menschen der Region teil.
 
Mit der zentralen Trauerfeier findet zwei Wochen nach dem Attentat das offizielle Gedenken von Stadt und Land statt. Das Interesse an einer Teilnahme als Ausdruck des Mittrauerns war groß und reichte weit über die Landesgrenzen hinaus. Das sehr limitierte Platzangebot, das vor allem den Familien der Opfer vorbehalten ist, hat die Nachfrage bei weitem nicht erfüllen können. Darauf reagierte die Stadt mit der Entscheidung, die Trauerfeier auf zwei öffentlichen Plätzen live zu übertragen, um vor allem der Hanauer Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, die offizielle Feier zu verfolgen und gemeinsam zu trauern. Dafür werden in der Innenstadt sowohl auf dem Freiheitsplatz als auch auf dem Marktplatz Großleinwände aufgebaut. Darüber hinaus wird der Hessische Rundfunk ab 17.40 Uhr die gesamte Trauerfeier im Fernsehen und online als Live-Stream übertragen.
 
Aus Sicherheitsgründen wird die Hanauer Altstadt rund um den Congress Park Hanau am Tag der Trauerfeier weiträumig abgeriegelt. Der Schlossgarten in direkter Nachbarschaft zum CPH ist an diesem Tag ab Mittag geschlossen. Der Zugang zum Schlossplatz wird in der Zeit ab 12 Uhr ausschließlich den geladenen Gästen sowie ab 15.30 Uhr sden Medienschaffenden möglich sein. Das Eintreffen der Gäste kann deshalb auch nicht als Zaungast beobachtet werden.
 
In der Innenstadt wird es wegen der Live-Übertragungen ebenfalls zu Straßensperrungen und damit zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen. Betroffen davon sind auch die Linienbusse, die zwischen 16 und 21 Uhr weder den Freiheitsplatz noch den Marktplatz anfahren können. Einen Überblick über mögliche Zufahrten und Sperrungen sowie die Ersatzhaltestellen der Buslinien gibt eine Karte im Internet unter www.hanau-steht-zusammen.de.
 
Der Stadtladen im Rathaus am Marktplatz wird um 16.30 Uhr seinen Bürgerservice einstellen. Allerdings bleiben die Türen zum Gebäude bis 20 Uhr geöffnet, um einen Zugang zum Kondolenzbuch zu ermöglichen. Das Buch wird jedoch auch in den folgenden Tagen weiter für alle ausliegen, die sich eintragen wollen.
 
"Die Opfer waren keine Fremden!" ist eine zentrale Botschaft, die das Gedenken prägt. Die Stadt hat mit diesem Motiv ein Gedenkplakat vorbereitet, das ein Zeichen des friedlichen Miteinanders in Hanau symbolisieren soll. Das Plakat steht in Druckqualität zum Download auf der Webseite www.hanau-steht-zusammen.de für alle bereit, die es sich ausdrucken wollen.

+++03.03.2020, 08:45 Uhr+++ Pressemitteilung
Kaminsky und Morlock würdigen Engagement von Imam Mustafa Macit Bozkurt und Einsatz städtischer Beschäftigter für Trauernde  
 
"Mit würdevollem Trauern hat die Stadt Hanau den Terroropfern ein Denkmal in unser aller Herzen gesetzt." Damit meint Oberbürgermeister Claus Kaminsky das öffentliche Totengedenken vor dem Rathaus und die Bestattungen auf dem Hauptfriedhof – beide "im Respekt vor den Toten und ihren Angehörigen". Imam Mustafa Macit Bozkurt vom Islamischen Verein Hanau habe auf dem Marktplatz zu Frieden und Besonnenheit aufgerufen und damit den Zusammenhalt gefördert. Städtische Beschäftigte hätten "bis an die Grenze ihrer Kraft" über mehrere Tage nacheinander dazu beigetragen, dass die Stadt alles in ihrer Macht Stehende für ein "angemessenes Abschiednehmen" getan habe, so der OB. Ihnen allen gebühre der Dank im Namen der Bürgerschaft.
Imam Mustafa Macit Bozkurt gebühre "volle Anerkennung" für seine Aussage, dass muslimische Menschen "weiterhin für diese Stadt zusammenstehen" würden. Das sei ein "starkes Bekenntnis zu Hanau und all seinen Menschen unabhängig von Herkunft und Religion" gewesen. Zu Recht habe er die beim Attentat Getöteten als "hervorragende Hanauer Jungs" bezeichnet.
Kaminsky und Stadtrat Thomas Morlock würdigen den Einsatz von Feuerwehr, Stadtpolizei, Hanauer Straßenbahn (HSB), Bauhof, Eigenbetrieb Hanau Immobilien- und Baumanagement (IBM) und vor allem der Friedhofsverwaltung für ihren Einsatz für die große Trauergemeinde. Der Hauptfriedhof habe binnen weniger Tage insgesamt rund 4000 Trauergäste erlebt, am vorigen Freitag beim Doppelbegräbnis zweier Getöteter allein rund 2500. Das mit "gebührender Pietät, organisatorischem Großaufwand und harmonischem Ablauf" zu bewältigen, sei "geradezu bewundernswert".
Über die Bestattungen hinaus fand auf dem Hautfriedhof auch eine Totenwaschung eines in die Türkei ausgeflogenen Leichnams statt. "Die Friedhofsverwaltung hat alles eher unbürokratisch geregelt, um die Angehörigenfamilien in ihrer tiefen Trauer nicht unnötig zu belasten", so Morlock weiter.
OB Kaminsky stellt heraus, dass die Begräbnisstätten der in Hanau Begrabenen Ehrengräber auf Dauer werden. Das bedeutet, dass die Stadt Hanau gänzlich die Pflege übernimmt und keine Gebühren für die Hinterbliebenen entstehen. "Das sind wir ihnen ebenso schuldig wie eine Gedenkstätte, die dort und an den beiden Tatorten entstehen werden", so der Oberbürgermeister weiter. Für die Ausgestaltung wolle sich die Stadt Zeit nehmen.
"Sehr flexibel" habe der städtische Bauhof die Friedhofsverwaltung beim Doppelbegräbnis am vorigen Freitag unterstützt, hebt Stadtrat Morlock hervor. Das gelte auch für die HSB, die mehrere Busse für den Transport der jeweiligen großen Trauergemeinden zum Totengebet auf dem Marktplatz und später zum Rücktransport in zwei Schulhallen stellte. In den Hallen sorgten IBM für die Bestuhlung sowie Feuerwehr und Stadtpolizei für Brandwache und Schutz.             

+++02.03.2020, 20.10 Uhr+++ Pressemitteilung
Erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen durch zentrale Trauerfeier am 4. März

Die zentrale Trauerfeier der Stadt Hanau und des Landes Hessen für die Opfer des Terroranschlags vom 19. Februar, die aus dem Congress Park Hanau auch live auf Großbildschirme auf dem Markt- und Freiheitsplatz übertragen wird, führt am Mittwoch, 4. März, etwa ab 16 Uhr zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Stadt Hanau rät dringend auf Autofahrten in die Innenstadt zu verzichten. Der City-Ring bleibt durchgängig befahrbar. Busse fahren Freiheits- und Marktplatz bis etwa 21 Uhr nicht an.
Rund um den Congress Park Hanau sind ganztägig der Schlossplatz, die Heinrich-Bott-Straße, der Fronhof und Im Schlosshof gesperrt. Der Schlossgarten ist von 16 Uhr an nicht mehr zugänglich.
Die Verkehrsbehinderungen verschärfen sich dadurch, dass am Congress Park, Tiefgarage und Parkhaus am Schwimmbad, von Mittwoch 4. März, 0 Uhr, bis Donnerstag 5. März, 0 Uhr, nicht zugänglich sind. Das gilt auch für die Tiefgarage Am Markt von Dienstag, 3. März, 20 Uhr, bis Donnerstag, 5. März, 0 Uhr. Die Tiefgarage Forum ist nur über die Hospitalstraße erreichbar. Es wird darüber hinaus empfohlen die Parkhäuser Kinopolis und Kinopolis 2 anzusteuern.
 

Die Hanauer Straßenbahn (HSB) richtet Ersatzhaltestellen ein, damit die Fahrgäste auch auf den Umleitungsstrecken so dicht wie möglich zur Innenstadt gelangen können. Die Ersatzhaltestellen befinden sich im Bereich Sandeldamm / Mühltorweg und an der Eugen-Kaiser-Straße am Schlossgarten.
Im Linienverkehr bilden der Westbahnhof den Endpunkt für die Linien 4 und 9 im Stadtverkehr sowie für die Linien 23, 31, 32 und X57. Es entfallen die Linienabschnitte in Richtung Innenstadt beziehungsweise Hauptbahnhof. Für die Linie 6 bildet die Haltestelle Heraeusstraße den Endpunkt. Das gilt ebenso für die Regionallinien 51, 52 und 53; hier entfallen die Abschnitte in Richtung Innenstadt beziehungsweise Westbahnhof. Die Regionallinie 566 endet an der Haltestelle Kurt-Blaum-Platz, die Regionallinien 33, 54, 562 und 563 münden am Heinrich-Fischer-Bad. Alle anderen HSB-Busse verkehren weitgehend auf dem gewohnten Linienweg, teil umgeleitet über den Sandeldamm. Die Linie 7 fährt den ganzen Tag den  Schlossplatz nicht an; als Alternativen sind die Haltestellen Nordstraße und Heinrich-Fischer-Bad in der Nähe. Zusätzlich richtet die HSB von 16 bis etwa 21.30 Uhr einen Shuttle-Verkehr ein, den vor allem auswärtige Gäste nutzen können. Mit den Pendelbussen können Besucherinnen und Besucher der Trauerfeier-Übertragung schwerpunktmäßig in Richtung Freiheitsplatz und Marktplatz gelangen. Der Shuttle-Verkehr bedient den Streckenabschnitt vom Hauptbahnhof über den Grünen Weg bis zur zentralen Haltestelle Heraeusstraße. Vom Hauptbahnhof aus verkehren zusätzlich die Linien 1, 2, 5 und 566 benutzen. Die Haupthaltestelle ist die Heraeusstraße, die Nebenhaltestelle der Kurt-Blaum-Platz.
Wegen der zentralen Trauerfeier endet in der Karl-Rehbein-Schule, der Pestalozzischule und der Brüder-Grimm-Schule um 13 Uhr der Unterricht. Die Kindertagesstätten Alice-Salomon, Sandeldamm und Brüder-Grimm in der Innenstadt schließen um 15 Uhr. Die Sprechzeiten des Beratungsbüros zur Platzvergabe im Rathaus-Stadtladen sowie die des Kundenservices  sind am Mittwochnachmittag ausgesetzt.
Einen Überblick über Verkehrseinschränkungen und Bushaltestellen  gibt eine Karte im Internet unter www.hanau-steht-zusammen.de. Die HSB fasst die wichtigsten Informationen auf ihrer Homepage unter der Überschrift „Verkehrsmeldungen“ zusammen unter www.hsb.de Auskunft gibt auch das Bürgertelefon unter der Nummer 06181-277570.

+++01..03.2020, 17.30 Uhr+++ Pressemitteilung
Für den Stab gelten keine Bürozeiten
Kurze Wege dank abteilungs- und behördenübergreifender Zusammenarbeit

 
Es gibt welterschütternde Ereignisse, auf die kann man sich nicht vorbereiten. Aber wenn sie eintreten, gilt es trotzdem, zielstrebig und angemessen zu reagieren. Der rassistische Anschlag in Hanau, der am 19. Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund und die Mutter des Täters das Leben kostete, fällt in diese Kategorie. Mit der klaren Vorgabe, dass vor allem die Angehörigen der Opfer und Verletzten mit ihren Sorgen und Bedürfnissen im Fokus allen Handelns stehen neben den Auswirkungen auf die Stadtgesellschaft, hat Oberbürgermeister Claus Kaminsky als erste Reaktion am frühen Donnerstag morgen einen Mitarbeiterstab zusammengerufen, der durch seine abteilungs- und behördenübergreifende Zusammensetzung für kurze Wege sorgt und unbürokratisches Handeln erlaubt.
Vertreter der Feuerwehr und Polizei gehören ebenso dazu wie das Team der städtischen Pressestelle und eine Kommunikationsagentur, die unterstützen soll. Mitglied der ersten Stunde ist auch die persönliche Referentin des Oberbürgermeisters oder der Leiter der Ordnungsbehörde, der nicht nur die Einsätze der Stadtpolizei zu koordinieren hat, sondern binnen einen halben Tages das Bürgertelefon personell besetzen muss. Später kommen noch die Opferbeauftragten hinzu, die im Laufe des Tages berufen werden, und der Leiter der neu installierten Koordinierungsstelle. Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises, steht regelmäßig mit Rat und Tat zur Seite, um als Leiterin der Sozialbehörde Opferfamilien unbürokratisch Hilfe zukommen zu lassen.
Seither beginnt der Arbeitstag für diesen Personenkreis nicht in der gewohnten Büroumgebung, sondern mit einer aktuellen Lagebesprechung im Congress Park Hanau, wo ein engagiertes Team von Anfang an daran mitwirkt, dass Arbeitsplätze geschaffen oder Presse-Bereiche eingerichtet werden und rund um die Uhr Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn sich neue Anforderungen ergeben. Für den „Stab“ gelten keine Bürozeiten mehr. Der Arbeitstag beginnt früh und endet manchmal erst spät in der Nacht. Das Wochenende ist nur im Kalender nachvollziehbar. Jeder Tag bringt andere, neue Herausforderungen, die bewältigt werden wollen. Zuständig ist immer und zu jeder Zeit der „Stab“. Der OB, selbst rund um die Uhr ansprechbar für alle Anliegen, zeigt sich beeindruckt von dem unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stab. „Ich bin sehr dankbar für dieses Engagement für unsere Stadt, das weit über das hinausgeht, was ein Arbeitgeber erwarten darf. Es ist uns durch das Zusammenwirken aller gelungen, in diesen für die Stadtgesellschaft überaus schweren Tagen Wege zu finden, mit der Trauer und dem Entsetzen gleichermaßen umzugehen.“
Der erste Tag steht im Zeichen des Strukturierens. Räumlichkeiten müssen gefunden werden, eine erste Pressekonferenz wird angesetzt. Kamerateams aus aller Welt kündigen ihr Kommen an und brauchen entsprechende Logistik vor Ort. Nach und nach treffen neben ersten Beileidstelegrammen auch die Meldungen aus Staatskanzlei und Bundespräsidialamt ein: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Volker Bouffier wollen noch an diesem Tag nach Hanau kommen. Weitere hochrangige Politikerinnen und Politiker folgen. Für eine spontan angesetzte Mahnwache auf dem Hanauer Marktplatz wird am Abend eine Bühne gebraucht. Heute packt jeder im Stab dort mit an, wo es gerade am dringendsten gebraucht wird. Auch wenn das bedeutet, dass die Magistratspressesprecherin am Bürgertelefon besorgten Mitmenschen beruhigende Auskünfte gibt oder der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung sich darum kümmert, dass möglichst schnell Pinnwände zur Verfügung stehen, um die wichtigsten Fakten und Telefonnummern für alle übersichtlich aufzuhängen.
Schnell ergibt sich in den Folgetagen auch im Stab eine gewisse Routine. Das morgendliche Treffen wird vom Blick in die Medien und der Frage eröffnet, ob und wo eine schnelle Reaktion erforderlich sein könnte. Die Polizei ergänzt mit einer aktuellen Situationsbeschreibung und den zu erwartenden Entwicklungen. Termine werden bekanntgegeben und müssen abgestimmt werden. Den ganzen Tag laufen die Koordinierungsarbeiten im Lagezentrum weiter. Anfragen, die am Bürgertelefon auflaufen, müssen ebenso beantwortet werden wie Emails oder Medienwünsche nach Interviews und Bildern. Ein Zeitfenster dafür im Kalender des OB zu finden, fällt in diesen Tagen leichter als sonst – er hat alle anderen Termin abgesagt. Die Prämisse, dass die Familien der Opfer im Fokus stehen, gilt auch für ihn.
Nachdem die Gerichtsmedizin die Leichname freigegeben hat, dreht sich im Stab fast alles um die Beisetzungen und Trauerfeiern. Zu organisieren ist vieles, was in Form und Gestaltung manchmal fremd erscheint. Die Turnhalle der Heinrich-Heine-Schule wird für eine Trauerfeier benötigt. Aus dem Stab heraus muss geklärt werden, wer die Türen morgens um 8 Uhr aufschließt und ob das Konsequenzen für den Schulsport hat. Mit Blick auf die angekündigte Zahl der Trauergäste wird klar, dass die die Feuerwehr eine Brandwache stellen muss. Zum öffentlichen Totengebet auf dem Marktplatz wird ein Shuttlebus gebraucht. Die Beisetzung auf dem muslimischen Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof gestaltet sich angesichts der sehr großen Trauergemeinde schwieriger als sonst. Die Friedhofsverwaltung meistert die Herausforderung dennoch bestens, wie es bei einer späteren Lagebesprechung im Stab berichtet wird.
Parallel taucht die Frage nach der durch den OB angekündigten zentralen Trauerfeier auf. Schnell macht die Ankündigung die Runde, dass neben Steinmeier und Bouffier auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr Kommen plant. Bei der Terminsuche muss dies berücksichtigt werden. Als sich die hessische Staatskanzlei im Auftrag der Landesregierung gemeinsam mit der Frankfurter Agentur Metropress schließlich in die Organisation und Gestaltung einklinken, ist keiner im Stab wirklich traurig darüber, denn es bleibt noch genug Arbeit übrig. Angefangen bei der Frage, welche Straßen wann gesperrt werden müssen und wie die Umleitungen aussehen über die Information der benachbarten Schulen, die an diesem Tag den Unterricht früher beenden müssen, bis hin zur Absage des Wochenmarkts reichen die Aufgaben, die im Stab bedacht werden müssen. Die Telefone klingeln unentwegt, weil Menschen sich für die Trauerfeier anmelden wollen. Doch die mit 650 Plätzen sehr begrenzten Kapazitäten im Congress Park Hanau sorgen dafür, dass auch die Einladungsliste kurz bleiben muss. Dafür werden Live-Übertragungen auf dem Marktplatz und auf dem Freiheitsplatz geplant, um allen die Gelegenheit zu geben, ihre Anteilnahme auszudrücken. Oberbürgermeister Claus Kaminsky ist sicher: „Auch dahinter liegt eine logistische Herausforderung, die am Ende des Tages mithilfe des Stabs bravourös gemeistert sein wird.“
 
 

+++29.02.2020, 16.30 Uhr+++ Pressemitteilung
Banner, Plakate und große Aufkleber – die Hanauer Stadtgesellschaft zeigt vielfach sichtbare Solidarität
Kerzenlicht als Symbol und „Hanau steht zusammen!“ als Botschaft – auf Bannern, Plakaten und großen Aufklebern zeigt eine Stadt, dass sie um neun Terroropfer trauert und zugleich ihre weltoffene, den Menschrechten verpflichteten Tradition mit allen Kräften verteidigt.  Vielfach sind diese Aussagen im Stadtbild sichtbar: groß auf Fahnen am Rathaus und der Fassade des Forums Hanau, auf Informationsständern in den Straßen sowie am Chassis von Bussen der Hanauer Straßenbahn (HSB). Oberbürgermeister Claus Kaminsky dankt den Initiatoren für „diese großartigen Zeichen der Solidarität“. „Die Opfer waren keine Fremden!“ ist auf den Aufklebern an HSB-Bussen zu lesen.  HSB-Geschäftsführer Thomas Schulte begründet die Aktion des kommunalen Nahverkehrsunternehmens damit, „dass wir uns den Getöteten und ihren Angehörigen verbunden fühlen und den Tausenden von Fahrgästen signalisieren wollen: Die schreckliche Terrortat trifft uns alle!“
„Die Opfer waren keine Fremden!“ ist samt Datum des Terroranschlags auch auf einem großen Banner am Forum Hanau zu sehen. Diana Schreiber-Kleinhenz, Center-Managerin des dortigen Einkaufzentrums Forum Hanau, hat diese Initiative ergriffen, „weil wir als Shoppingcenter im Zentrum der Stadt die Herzen der vielen hier vorbeikommenden Menschen erreichen wollen“. Ein Beweggrund bestehe auch darin, dass diese Botschaft die zentrale Trauerfeier am 4. März rahmen solle, die vom Congress Park aus auf den Freiheitsplatz – ebenso wie auf den Marktplatz – auf große Bildschirme übertragen wird. „Wir sind alle gleich“ hat der Vorstand des Hanau Marketing Vereins (HMV) als Leitspruch ausgewählt, um die Solidarität der Hanauer Geschäftswelt zu unterstreichen. Auf Informationsständern im öffentlichen Raum sowie sichtbar in Schaufenstern sind die Plakate mit brennenden Teelichtern zu sehen. Der HMV-Vorstand bekennt: „Wir möchten für das friedliche Miteinander und eine starke, bunte Stadtgesellschaft ein Zeichen setzen.“ weil wir uns als Shoppingcenter im Zentrum der Stadt damit die Herzen der vielen hier vorbeikommenden Menschen erreichen wollen“.

+++28.02.2020, 15.45 Uhr+++ Pressemitteilung
Offene Gesprächsangebote in sechs städtischen Jugendeinrichtungen
und in der Lernwerkstatt des Kulturforums
 
Das Jugendbildungs- und Kulturzentrum Hans Böckler, Sandeldamm 19 (Tel.: 06181-180060), das Familien- und Spielhaus Marienkirchgasse 4 (Tel.: 6181/252032), das Mehrgenerationenhaus Fallbach, Reichenberger Straße 59 (Tel.: 06181 / 668 67 85), der Lamboypark (Büro in der KITA Albert-Schweitzer Tel.: 0 6181 / 30 44 51), Lamboystraße 33a (das Stadteilzentrum Süd-Ost, Akademiestr. 3 – 5 (Tel.: 06181 / 3 25 48) und das Familien- und Jugendzentrum Wolfgang, Lehrhöfer Str. 45 (Tel.: 0 6181/574105), machen darauf aufmerksam, dass für Jugendliche und junge Erwachsene in den offenen Angeboten der Einrichtungen jederzeit die Möglichkeit besteht, die Ereignisse der letzten Tage zu reflektieren.
Die pädagogischen Fachkräfte wollen Raum, Zeit und offene Türen bieten, um über Trauer, Wut, Ängste und Ungewissheiten zu reden, um Gespräche zu führen oder auch um Fragen zu beantworten. Darüber hinaus stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen während der jeweiligen Öffnungszeiten auch außerhalb dieser offenen Angebote als Ansprechpersonen zur Verfügung.
Darüber hinaus sind zwei Kollegen der Mobilen Jugendarbeit in der Innenstadt sowie nach Bedarf in anderen Stadtteilen unterwegs und unter den Telefonnummern 01511-8063-895 und 01609-93438189 montags und dienstags sowie donnerstags und freitags von 11:00-20:00 Uhr und mittwochs von 10:00-15:00 Uhr zu erreichen.
Ein Gesprächsangebot unter der Überschrift „Offene Türen, offene Herzen, offene Ohren“ wurde auch in der Lernwerkstatt (im Kulturforum, 1. Etage) eingerichtet. Alle Menschen in Hanau, die einen Ort der Begegnung suchen und mit anderen Menschen über die Morde des 19. Februar 2020 sprechen möchten, können am Freitag, 6. März, oder am Freitag, 13. März, in der Zeit zwischen 11 und 17 Uhr in die Lernwerkstatt kommen. Pädagogische Fachkräfte der vhs Hanau begleiten die Gespräche.
 

+++28.02.2020, 15.15 Uhr+++ Pressemitteilung
Große Besucherströme werden zur zentralen Trauerfeier in Hanau erwartet
- Stadt bittet darum öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen
Viele Besucherinnen und Besucher werden am Mittwoch, 4. März, zur großen zentralen Trauerfeier erwartet, mit der die Stadt Hanau und das Land Hessen den Opfern des Terroranschlags vom 19. Februar gedenken. Die Trauerfeier findet um 18 Uhr im Congress Park Hanau am Schlossplatz statt und dauert rund 70 bis 80 Minuten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier werden teilnehmen, und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihr Kommen nach momentaner Planung zugesagt.
Alle Menschen, die die Trauerfeier live mitverfolgen wollen, können dies auf Großleinwänden tun, die auf dem Freiheitsplatz und dem Marktplatz aufgestellt werden. Der Hessische Rundfunk überträgt die gesamte Trauerfeier, so dass diese auch im Fernsehen und online als Live-Stream mitverfolgt werden kann.
Die Veranstalter rechnen an diesem Tag mit großen Besucherströmen, da voraussichtlich viele Menschen Anteil nehmen und der Opfer gedenken wollen. Aus diesem Grund wird allen Besucherinnen und Besuchern dringend angeraten, die öffentlichen Verkehrsmittel – und nicht den eigenen PKW – zu nutzen, da es zu großen Verkehrsbehinderungen in der Stadt kommen wird.
Auch weist die Stadt darauf hin, dass es auf Grund der begrenzten Platzkapazitäten nur für geladene Gäste möglich sein wird, an der Trauerfeier im Congress Park Hanau teilzunehmen. Andere Örtlichkeiten waren jedoch aus Sicherheitsgründen keine Option. Ein Großteil der im CPH vorhandenen Plätze wird den trauernden Familien zur Verfügung gestellt. Eine offizielle Einladungsliste für rund 650 Gäste wurde bereits von der Hessischen Staatkanzlei in Abstimmung mit der Stadt Hanau erstellt.
Die Hanauer Altstadt – insbesondere der Schlossplatz und die umliegenden Straßen - werden am Tag der Trauerfeier aus Sicherheitsgründen weiträumig abgeriegelt werden, so dass ein Zugang zum Congress Park Hanau nicht möglich ist. Auch die Tiefgarage unter dem Congress Park Hanau sowie das Parkhaus am Heinrich-Fischer-Bad und die Tiefgarage unter dem Marktplatz sind an diesem Tag gesperrt.
Die Veranstaltung wird erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt haben. Updates werden regelmäßig im Ticker auf www.hanau-steht-zusammen.de veröffentlicht.
Doch schon jetzt ist klar: Ab circa 16 Uhr wird es innerhalb des Innenstadtrings zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, daher wird dringend empfohlen, auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen. Ebenfalls ab 16 Uhr werden die Hanauer Straßenbahn (HSB) und externe Busgesellschaften den Marktplatz und den Freiheitsplatz nicht mehr anfahren. Ersatzhaltestellen werden eingerichtet, zudem wird es Shuttle-Busse von zentralen Knotenpunkten - wie beispielsweise dem Hauptbahnhof - geben.
Ein Verkehrskonzept, das auch die Umleitungsstrecken des Öffentlichen Nahverkehrs beinhaltet, ist in Arbeit. Genaue Angaben zur Verkehrsführung sind voraussichtlich ab Montag oder Dienstag verfügbar.
Der Stadtladen im Rathaus am Marktplatz stellt ab 16.30 Uhr seinen Service ein und bittet darum, alle Besuche und Anfragen auf einen späteren Termin zu verschieben. Allerdings bleiben die Türen zum Gebäude geöffnet, so dass Menschen sich noch bis 20 Uhr an diesem Abend ins Kondolenzbuch eintragen können. Das Buch wird jedoch auch davor und in den folgenden Tagen für alle ausliegen, die sich eintragen wollen.
Der Wochenmarkt fällt am Mittwoch, 4. März, komplett aus, da der Marktplatz für die Übertragung der Gedenkfeier vorbereitet werden muss.
In Absprache mit dem Staatlichen Schulamt beenden die in der Innenstadt gelegenen Schulen, Karl-Rehbein-Schule, Brüder-Grimm-Schule und Pestalozzischule, den Unterricht und die Betreuung gegen 13 Uhr. Die August-Schärttner-Halle dient am Mittwoch wieder als Sammelstelle der mobilen Polizeikräfte, daher fällt hier der Schulsport an diesem Tag aus.
Für die zentrale Trauerfeier hat die Stadt ein Gedenkplakat vorbereitet. Bürgerinnen und Bürger können sich das Plakat ausdrucken und zur Trauerfeier mitbringen, die live vom Congress Park auf dem Hanauer Freiheitsplatz und Marktplatz auf Großleinwänden übertragen wird. Das Plakat symbolisiert ein Zeichen des friedlichen Miteinanders in Hanau. Das Plakat steht in Druckqualität zum Download auf der Webseite www.hanau-steht-zusammen.de bereit.
Auch weiterhin ist das Bürger-Telefon der Stadt Hanau geschaltet. Unter 06181-277570 werden Fragen zur aktuellen Lage beantwortet, auch am Wochenende. Zudem gibt es eine zentrale E-Mail-Adresse für Fragen und Hilfsangebote: zusammen@hanau.de.
Unter der Rufnummer 06181/295-8030 ist zudem die Koordinierungsstelle für Opfer im Hanauer Rathaus zu erreichen, an die sich alle wenden können, die im Zusammenhang mit dem schrecklichen Attentat Hilfe benötigen. Unter der Leitung von Dr. Silke Hoffmann-Bär, Leiterin der Stabsstelle Gesundheit, sind dort täglich (auch am Wochenende!) zwischen 8 und 18 Uhr kompetente AnsprechpartnerINNEN telefonisch erreichbar, die den Überblick haben, welche konkreten Hilfestellungen in der jeweiligen Situation benötigt werden.

+++28.02.2020, 14.15 Uhr+++ Pressemitteilung
„Acht Helden der Herzen“
Ehrenamtliche Mitglieder des Ausländerbeirates unterstützen in der Opferbetreuung

„Helden der Herzen“ ist nur einer der vielen emotionsgeladenen Titel, mit denen die acht Hanauer Ausländerbeiratsmitglieder bedacht werden, nachdem sie in den letzten Tagen den Angehörigen der Opfer und Verletzten des Anschlags zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit zur Seite gestanden haben. Ging es anfangs bei ihrem Wirken noch darum, vor allem einen Kontakt zu den trauernden Familien zu bekommen, um herauszufinden, welche Sorgen und Nöte durch gezielte Hilfe ein wenig gelindert werden können, entwickelte sich daraus für Selma Yilmaz-Ilkhan, Orhan Kocak, Ferdi Ilkhan, Robert Erkan, Mustafa Kaynak, Emrah Mehdioglu, Derya Sönmez und Ajdin Talic schnell die emotionale Herausforderung, auch Beistand und Trost zu leisten, bei den Formalien zur Bestattung zu begleiten oder einfach durch die Organisation den schweren Alltag zu erleichtern. Beim letzten Mal, als die acht kommunalpolitisch Aktiven sich gesehen hatten, ging es noch um die Reform der Hessischen Gemeindeordnung. Sie freuten sich darüber, dass der von Hanau eingebrachte Impuls berücksichtigt worden war und in dem Entwurf die Gleichstellung der Wahl des Ausländerbeirats mit der Kommunalwahl berücksichtigt worden ist. „Unsere zentrale Aufgabe ist es, die kommunalen Organe in jenen Fragestellungen zu beraten, die in besonderer Weise die ausländische Bevölkerung der Stadt betreffen“, beschreibt die Vorsitzende, Politik- und Sozialwissenschaftlerin Yilmaz-Ilkhan das eigentliche Wirken des Gremiums, das sich in Hanau üblicherweise zweimal im Monat trifft. Seit den dramatischen Ereignissen der letzten Woche sind die Mitglieder in ständigem Kontakt und Austausch.
„Wir hatten schon am frühen Donnerstag morgen ein sehr dramatisches Telefonat“, erinnert sich Robert Erkan, Stadtverordneter und Mitglied des Ausländerbeirats, an sein erstes Gespräch mit der Vorsitzenden des Gremiums, Selma Yilmaz-Ilkhan. Sie war gerade mit ihrer Mutter und ihren beiden Kindern auf dem Weg zu einer Familienhochzeit nach München und schilderte ihm, dass sie im Minutentakt Anrufe von den unterschiedlichen Akteuren aus der Politik, der Presse und der Stadtgesellschaft bekam. Die Anfragens während der Autofahrt zu koordinieren und aus der Ferne zu bewältigen, erwies sich als unmöglich, deshalb verständigten sich Erkan und Yilmaz-Ilkhan darauf, dass er die Kommunikation zu Stadt und Öffentlichkeit übernehmen solle.
Nur wenige Stunden später ernannte ihn Oberbürgermeister Claus Kaminsky auch zum Leiter der Koordinierungsstelle Angehörige. Als zertifizierter Mediator, der in Hanau als Freiberufler eine systemische Beratungspraxis betreibt, sollte Erkan die koordinative und vermittelnde Funktion in Richtung der Familien übernehmen. Dabei unterstützen ihn zwei Frauen und fünf Männer vom Ausländerbeirat maßgeblich. „Can Özgün hätte sich auch gern stärker eingebracht, da aber seine eigene Hochzeit unmittelbar bevorstand, haben wir ihn weggeschickt.“
Die Herausforderung, alle relevanten Informationen zusammenzuführen, die verschiedenen Bedürfnisse der Angehörigen abzufragen und anschließend in die richtigen Kanäle einzuspeisen, beansprucht die ehrenamtlichen Ausländerbeiräte in jeder verfügbaren Minute. „Die meisten der Familien kannten wir schon vorher“, beschreibt Mustafa Kaynak die Ausgangssituation und ergänzt, dass es sich in der schwierigen aktuellen Situation ausgezahlt hat, dass die Arbeit des Ausländerbeirats von jeher durch gutes Netzwerken gekennzeichnet ist. Ajdin Talic, der seinerzeit als Flüchtling aus Bosnien nach Hanau gekommen ist, gehört zu denen, die gute Freunde unter den unmittelbar betroffenen Familien haben.
Emrah Mehdioglu, seit seiner Ausbildung bei Heraeus Hanau beschäftigt, wurde von der Geschäftsführung persönlich freigestellt für seine ehrenamtliche Arbeit. „Dafür bin ich meinem Arbeitgeber sehr dankbar, denn es erleichtert mir mein Engagement sehr“, so der junge Mann, der sich als Teamleiter im Bereichen Erodieren, Laser und Polieren normalerweise um rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmert, jetzt aber Angehörige dabei begleiten muss, wenn es darum geht zu klären, wie schnell die Toten von der Gerichtsmedizin freigegeben werden können oder wo sich ein Flug für die Überführung organisieren lässt. Dass die Tätigkeit nicht nur durch die zeitliche Dauerbeanspruchung, sondern auch emotional eine Belastung ist, räumen alle Mitglieder des Ausländerbeirats ein. Derya Sönmez, Gymnasiallehrerin im Vorbereitungsdienst, gibt zu, dass es immer wieder Momente gebe, in denen eigentlich „gar nichts mehr geht“. Aber das dringende Bedürfnis, helfen zu wollen, sorge bei allen dafür, dass sie nach kurzer Pause einfach weitermachen. Ferdi Ilkhan, stellvertretender Vorsitzender des Ausländerbeirats und eigentlich als Diplombetriebswirt in der Welt der Banken zuhause, ergänzt, dass „unsere Arbeit noch lange nicht vorbei ist. Im Moment kümmern wir uns um die ganze aktuellen Themen wie Beerdigungen oder Wohnungssuche, aber die Nachwehen werden noch lange zu spüren sein.“ Die starke Traumatisierung der Opfer werde noch eine ganze Weile ein Thema sein.
Bei allem Engagement ist vor allem Empathie und Zugewandtheit gefragt. Sich selbst mit aller Betroffenheit zurückzunehmen und die Bedürfnisse der Angehörigen in den Mittelpunkt zu stellen, stellt hohe Ansprüche an die acht ehrenamtlichen Ausländerbeiräte, deren Wirken unentbehrlich ist. „Ich bin unendlich dankbar für diesen Einsatz und die Bereitschaft, uns dabei zu helfen, diese akute Ausnahmesituation zu bewältigen“, unterstreicht Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Bedeutung des unermüdlichen Wirkens im Interesse der Angehörigen. „Sie alle sorgen dafür, dass die notwendigen Hilfen vor Ort unkompliziert und ohne Bürokratie geleistet werden können.“ Die engagierten Mitglieder des Ausländerbeirates hätten in den letzten Tagen ihre persönlichen Interessen hintenan gestellt und damit ein starkes Signal des Zusammenhalts und Gemeinsinns gegeben.
 

+++27.02.2020, 18:40 Uhr+++ PRESSEMITTEILUNG
Planungen für zentrale Trauerfeier in Hanau in vollem Gange

Mit einer großen zentralen Trauerfeier am Mittwoch, 4. März 2020, wollen die Stadt Hanau und das Land Hessen allen Opfern des Terroranschlags vom 19. Februar in Hanau gedenken. Die Trauerfeier findet um 18 Uhr im Congress Park Hanau am Schlossplatz statt und dauert rund 70 Minuten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier werden teilnehmen und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihr Kommen nach momentaner Planung zugesagt. Auf Grund der begrenzten Kapazitäten dort sind jedoch nur geladene Gäste zugelassen. Es werden rund 650 Gäste und circa 200 Journalisten erwartet. Alle Menschen, die die Trauerfeier vor Ort mitverfolgen wollen, können dies auf Großleinwänden tun, die auf dem Freiheitsplatz und dem Marktplatz aufgestellt werden. Der Hessische Rundfunk überträgt zudem die gesamte Trauerfeier live, sodass sie auch im Fernsehen und online als Live-Stream mitverfolgt werden kann.
Die Veranstaltung wird erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt haben – entsprechende Planungen laufen unter Hochdruck. Fest steht: Der Schlossplatz, die Heinrich-Bott-Straße und der Fronhof sind an diesem Tag aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt. Ab ungefähr 16 Uhr wird es im Bereich des Innenstadtrings zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, daher wird dringend empfohlen, auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen. Ebenfalls ab 16 Uhr werden die Hanauer Straßenbahn (HSB) und externe Busgesellschaften den Marktplatz und den Freiheitsplatz nicht mehr anfahren. Ersatzhaltestellen werden eingerichtet, zudem wird es Shuttle-Busse von zentralen Knotenpunkten - wie beispielsweise dem Hauptbahnhof - geben.
Ein Verkehrskonzept, das auch die Umleitungsstrecken des Öffentlichen Nahverkehrs beinhaltet, ist in Arbeit. Genaue Angaben zur Verkehrsführung sind voraussichtlich ab Montag oder Dienstag verfügbar. Die Öffentlichkeit wird dann über den genauen Ablauf und die Straßensperrungen informiert.

+++27.02.2020, 14.20 Uhr+++ PRESSEMITTEILUNG
Koordinierungsstelle hat ihre Arbeit aufgenommen
 
Unter der Rufnummer 06181/295-8030 ist ab sofort die neu eingerichtete Koordinierungsstelle im Hanauer Rathaus zu erreichen, an die sich alle wenden können, die im Zusammenhang mit dem schrecklichen Attentat Hilfe benötigen. Unter der Leitung von Dr. Silke Hoffmann-Bär, Leiterin der Stabsstelle Gesundheit, sind dort montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr kompetente Ansprechpartner telefonisch und persönlich erreichbar, die den Überblick haben, welche konkreten Hilfestellungen in der jeweiligen Situation benötigt werden. „Unsere Aufgabe in der Koordinierungsstelle wird es in den nächsten Wochen sein, Hilfesuchenden und Betroffenen einen festen Anlaufpunkt zu bieten, wo sie mit ihren Sorgen und Nöten hingehen können. Gemeinsam suchen wir dann nach passgenauen Hilfs- und Unterstützungsangeboten.“
Bereits vergangene Woche hatte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky mit Dr. Maria Haas-Weber, Vorsitzende des Hanauer Ärztevereins, und Dr. Silke Hoffmann-Bär zwei Opferbeauftragte für die Stadt Hanau benannt, um sicherzustellen, dass die Sorgen und Nöte der Angehörigen der Ermordeten und Verletzten immer im Fokus allen Handelns bleiben. Maßgeblich unterstützt werden die beiden Ärztinnen seither von Robert Erkan, der gemeinsam mit acht Mitgliedern des Ausländerbeirats eine koordinative und vermittelnde Funktion in Richtung der Familien übernehmen konnte.
 

+++ 26.02.2020, 14.05 Uhr +++ PRESSEMITTEILUNG

Polizei verlagert Stützpunkt in die alte Robinson-Schule
In den vergangenen Tagen diente die August-Schärttner-Halle als Sammelstelle für die Einsatzkräfte der Polizei. Schul- und Vereinssport musste seither entfallen.
Ab Donnerstag, 27. Februar, werden die Einsatzkräfte in die alte Robinson-Schule im Stadtteil Wolfgang sowie in Teilen in die Hauptfeuerwache verlegt.

+++ 25.02.2020, 19.35 Uhr +++ PRESSEMITTEILUNG

Trauerakt von Land Hessen und Stadt Hanau mit Steinmeier, Merkel und Bouffier am 4. März

Der gemeinsame Trauerakt des Landes Hessen und der Stadt Hanau im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags vom 19. Februar findet am Mittwoch, 4. März, um 18 Uhr in Hanau statt. Es ist geplant die Trauerfeierlichkeiten im Congress Park Hanau durchzuführen und darüber hinaus wegen der zu erwartenden hohen Teilnehmerzahl auf öffentliche Plätze zu übertragen.
Abermals werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier teilnehmen, die am Tag nach dem Attentat bereits bei einer Mahnwache auf dem Marktplatz gesprochen hatten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihr Kommen nach momentaner Planung zugesagt. „Wenn hochrangige Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Hessens mit uns gemeinsam die Attentatsopfer betrauern, so ist dies eine Würdigung der Opfer. Es drückt die Anteilnahme an der Trauer der Angehörigen aus und zeigt der Stadt- und Zivilgesellschaft in Hanau, dass die Bundesrepublik und unser Bundesland an unserer Seite stehen“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Die Öffentlichkeit wird rechtzeitig über den genauen Ablauf der Trauerfeierlichkeiten informiert.

+++24.02.2020, 16.15 Uhr+++PRESSEMITTEILUNG
„Offene Türen, offene Herzen, offene Ohren" – Gesprächsangebote in drei Weststadt-Kitas
Offene Elterncafes mit Gesprächsangeboten hat der Eigenbetrieb Hanau Kindertagesbetreuung in der Kinderburg Weststadt (Herderweg 1) eingerichtet, ebenso im Kinderhaus West (Schopenhauerstraße 2) und in der Kindertagesstätte Dresdener Straße (Dresdener Straße 2). Diese Orte der Begegnung unter dem Motto „Offene Türen, offene Herzen, offene Ohren“ sind in dieser und der nächsten Woche täglich von 7 bis 17 Uhr geöffnet. Mit Trauerflor und Trauerkerzen besteht ein würdiger Rahmen des Gedenkens nach dem Attentat vom 19. Februar.
 

+++ 24.02.2020, 14.30 Uhr +++PRESSEMITTEILUNG
„Jeder kann einen Beitrag zu Klarheit und Wahrheit leisten“ Hanaus Oberbürgermeister Kaminsky kritisiert Verbreitung von Falschnachrichten
  
Wenige Stunden, nachdem am Donnerstag Abend rund 5.000 Menschen auf dem Marktplatz noch still trauernd den Opfern des Anschlags gedacht haben, verbreitete sich in den sozialen Medien eine Sprachnachricht, die von marodierenden Neonazis berichtete. "Fakt ist jedoch, dass die Sprachnachricht, dessen Urheber uns persönlich bekannt ist, etwa vier Jahre alt ist und in einem völlig anderen Zusammenhang gestanden hat", greift Oberbürgermeister Claus Kaminsky einen der konkreten Fälle der im Netz kursierenden Falschnachrichten auf, um noch einmal mit Nachdruck gegen die Verbreitung von Spekulationen und Vermutungen ins Feld zu ziehen.
Mit jedem Tag kursieren neue Verschwörungstheorien und Falschnachrichten im Internet und verbreiten sich mit hoher Geschwindigkeit auf den unterschiedlichen Kanälen. Wie dabei die Fakten verdreht werden können, hat der hat der OB nach eigenen Worten auch schon am eigenen Leibe erfahren. Nachdem er in der Tatnacht von der BILD live per Telefon interviewt wurde, gibt es nun ein Video, in dem verbreitet wird, dass die Zeitung dem OB in einem Skript vorgeschrieben habe, was er sagen dürfe. "Das ist natürlich völliger Quatsch. Als ich mitten in der Nacht angerufen wurde, habe ich spontan geantwortet."
Wie der OB sagt, zeigen allein diese beiden Beispiele, wie wichtig eine kritisch hinterfragende Skepsis im Umgang mit solchen Informationen und Theorien sei, die leicht dazu geeignet seien, Ängste und Unsicherheiten zu schüren. Dabei gebe es aus Sicht der Polizei derzeit keinen Grund, im Zusammenhang mit dem Attentat von einer akuten weiteren Gefahr auszugehen.
 "Wer glaubt, neue Anhaltspunkte oder Fakten zum Tathergang zu haben, sollte diese umgehend den Beamten des Landes- und Bundeskriminalamt zur Verfügung stellen, denn diese gehen unter Leitung des Generalbundesanwalts jedem Hinweis akribisch nach. Zentral gesammelt werden Fotos oder Videos unter anderem auf dem eigens dafür eingerichteten Portal, das unter www.bka-hinweisportal.de erreichbar ist. Die telefonische Kontaktaufnahme ist unter der kostenfreien Rufnummer 0800 0130110 möglich.
"Ich schließe mich ausdrücklich dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamten Sebastian Fiedler an, der in einem Interview gesagt hat, dass die Bevölkerung gut daran tut, den offiziellen Quellen zu vertrauen", lässt Hanaus Ob Kaminsky keinen Zweifel daran, dass es ihn über alle Maßen zornig mache, wenn manche Kreise mit gezielten und verstörenden Falschinformationen ein Klima der Verunsicherung und Angst erzeugen würden. "Jeder einzelne ist hier aufgefordert, einen Beitrag zur Klarheit und Wahrheit zu leisten, indem auf die Weiterverbreitung solcher Fake-News verzichtet wird."

+++ 22.02.2020, 12:50 Uhr +++ Pressemitteilung
Oberbürgermeister Kaminsky lädt Runden Tisch der Religionen zu Sondersitzung ein
"Die Sorgen und Nöte der Angehörigen der Ermordeten und Verletzten haben Priorität für uns. Wir wollen sichergehen, dass wir immer nach den wirklichen Bedürfnissen der Angehörigen handeln," unterstreicht Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Haltung der Stadt. In diesem Kontext hat er für kommenden Montag eine Sondersitzung des Runden Tischs der Religionen einberufen.
Zu diesem Gremium gehören insgesamt 36 Hanauer Kirchen- und Religionsgemeinschaften, die sich regelmäßig treffen. "In diesem Rahmen werden wir klären, wie den verschiedenen Bedürfnissen rund um die Trauer Sorge getragen werden kann", verspricht OB Kaminsky einen offenen Austausch und Informationen aus erster Hand. Bereits am Freitag wurden mit Dr. Maria Haas-Weber, Vorsitzende des Hanauer Ärztevereins, und Dr. Silke Hoffmann-Bär, Leiterin der Stabsstelle Gesundheit der Stadt Hanau, zwei offizielle Opferbeauftragte benannt. Maßgeblich unterstützt werden die beiden Ärztinnen von Robert Erkan, der die Funktion des Leiters Koordinierungsstelle Angehörige übernommen hat. Der zertifizierte Mediator und Hanauer Stadtverordnete ist auch Mitglied des Ausländerbeirats der Stadt Hanau. Er wird gemeinsam mit den zwölf weiteren Beiratsmitgliedern eine koordinative und vermittelnde Funktion in Richtung der Familien übernehmen. "Die Opfer waren keine Fremden! Sie waren Teil unserer Stadtgesellschaft und als Stadtgesellschaft zeigen wir Solidarität und Anteilnahme", verspricht OB Kaminsky darüber hinaus eine zentrale Trauer der Stadt für die Opfer des Attentats. Diese werde in Abstimmung mit den Angehörigen sowie den Bundes- und Landesbehörden vorbereitet.

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+++ 20.02.2020, 14:30 Uhr PRESSEMITTEILUNG +++
„Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihre Familien“
 
"Wir haben gestern einen Abend erlebt, wie man ihn sich nicht schlimmer vorstellen kann," so Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky zu den tragischen Ereignissen in der Nacht zu Donnerstag, an deren Ende elf Menschenleben zu beklagen sind. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien," so der OB und versichert: "All diejenigen in unserer Stadt, die aus anderen Kulturkreisen oder Ländern stammen, können sich darauf verlassen, dass wir an ihrer Seite stehen. Nach einer Zeit der Trauer und des gemeinsamen Aufarbeitens bleiben wir so beieinander wie es in Hanau in Jahrhunderten gewachsen ist. Dieses gewachsene Miteinander lassen wir durch keine noch so irre Tat in Frage stellen oder gar zerstören."
 
Nach aktuellen Erkenntnissen der Polizei hat der mutmaßliche deutsche Täter in der Hanauer Innenstadt und im Stadtteil Kesselstadt neun Menschen erschossen. Im Rahmen einer Großfahndung wurde bei der Durchsuchung seiner Wohnanschrift zwei weitere Leichen gefunden, darunter mit hoher Wahrscheinlichkeit der Täter. "Nach unserem Wissen gibt es derzeit keine akute Gefährdungslage in der Stadt", ruft der OB zu Besonnenheit auf. Sein ausdrücklicher Dank geht an die Polizei und Rettungskräfte, darunter viele Ehrenamtliche, die die Situation professionell und mit großen Einsatz gemeistert haben.
 
In den frühen Morgenstunden setzte eine Welle der Solidarität und des Mitgefühls aus dem In- und Ausland ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach telefonisch dem Hanauer OB ihre tiefe Betroffenheit ob des Attentats aus. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier gab gemeinsam mit Hanaus OB ein erstes Statement ab. Bundesinnenminister Horst Seehofer kam am frühen Nachmittag nach Hanau, um seine Anteilnahme zu dokumentieren.
 
Den Hanauer Bürgerinnen und Bürger wird ab heute mit einem Kondolenzbuch im Stadtladen im Rathaus am Marktplatz die Gelegenheit gegeben, ihre Anteilnahme auszudrücken. Um 18 Uhr findet auf dem Marktplatz eine Mahnwache statt, um den Menschen in der Stadt eine Möglichkeit zu geben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Zu dieser hat auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein Kommen angekündigt.
 
Darüber hinaus gedenkt die Stadt mit Trauerbeflaggung der Opfer. Zudem wurden die Hanauer Faschingsumzüge in der Innenstadt und den Stadtteilen abgesagt. Auch der Faschingsrummel auf dem Freiheitsplatz bleibt geschlossen.

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