Rückblick Gedenktag 2023

Am 19. Februar 2023 gedachten mehr als 500 Menschen auf dem Hanauer Marktplatz bei der offiziellen Gedenkstunde der Stadt Hanau und des Landes Hessen am dritten Jahrestag des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 der Opfer.

Impressionen der Gedenkstunde am 19.02.2023

Impressionen 2023 _1_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _2_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _3_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _4_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _5_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _6_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _7_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _8_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _9_ Impressionen Der Gedenkstunde Am 19.02.2023 _10_

Bilderquelle: Stadt Hanau / Moritz Göbel


Impressionen aus Hanau am 19.02.2023

Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _1_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _2_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _3_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _4_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _5_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _6_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _7_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _8_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _9_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _10_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _11_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _12_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _13_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _14_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _15_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _16_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _17_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _18_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _19_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _20_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _21_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _22_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _23_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _24_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _25_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _26_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _27_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _28_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _29_ Impressionen aus Hanau am 19.02.2023 -30- Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _31_ Impressionen Aus Hanau Am 19.02.2023 _32

Bilderquelle: Stadt Hanau / Moritz Göbel


Rede vom 19.02.2023

Vielen Dank an Jenny Opolka – europäische Jugendbotschafterin der Karl-Rehbein-Schule – für diese Eröffnung.
Liebe Frau Opolka, Sie haben vielen jungen Menschen aus dieser Stadt und weit weit darüber hinaus aus dem Herzen gesprochen. Wir danken Ihnen sehr dafür.Rede Vom 19.02.2023 Ob Claus Kaminsky

Liebe Familien und Freunde der Opfer des 19. Februar,
sehr geehrte Frau Bundesinnenministerin, liebe Nancy Faeser,
sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin Wallmann,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Rhein,
sehr geehrter Herr Minister Al Wazir,
ich begrüße stellvertretend für die Abgeordneten aus Bund und Land,
die Bundestagsabgeordneten für den Hanauer Wahlkreis Frau Dr. Leikert und Herrn Oehl
sowie Herrn Landtagsabgeordneten Degen
den Kreistagsvorsitzenden Herrn Ullrich,
stellvertretend für den Main-Kinzig-Kreises und seine Kommunen, Herrn Landrat Stolz,
für die Hanauer Stadtverordnetenversammlung die Vorsteherin Frau Funck
für den Hanauer Magistrat Herrn Stadtrat Morlock
ich begrüße die Botschafterin von Bosnien und Herzegowina Frau Winbow
den Generalkonsul Polens, Herrn Wawrzyniak
den Generalkonsul der Republik Türkei, Herrn Tuncer,
für anwesenden Kirchenvertreter die Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland Frau Kurschus,
Herrn Dekan Weber, Herrn Imam Bozkurt, sowie die Vertreterinnen und Vertreter des Runden Tisches der Religionen
für den Landesverband deutscher Sinti und Roma, Herrn Strauß,
für die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland Herrn Mraković
Ich begrüße den Opferbeauftragten des Bundes, Herrn Kober und
die Opferbeauftragte des Landes Frau Dr. Birkenfeld
für die Delegation des Migrationsbeirates aus München begrüße ich die Vorsitzende Frau Lang
die Vertreterinnen und Vertreter der Hilfsverbände, aus der Hanauer Wirtschaft, den Gewerkschaften und den Schulen
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
meine Damen und Herren,
gestatten Sie mir zu Beginn eine kurze Anmerkung:
dass ich heute der einzige Redner aus der Reihe der Vertreter von Bund, Land und Stadt bin, ist der Vereinbarung zwischen uns geschuldet, dass wir uns von nun an abwechseln werden an den Jahrestagen.
Meine Damen und Herren,
halten wir kurz inne: wenn wir heute – am dritten Jahrestag – der Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 gedenken, gibt es unter den Hinterbliebenen und in vielen Teilen unserer Stadtgesellschaft Menschen, die in den letzten Tagen Familienmitglieder und Freunde durch das Erdbeben in der Türkei und Syrien verloren haben. Ein weiterer tiefer Schmerz. Ihnen gilt unser aufrichtiges Beileid und Mitgefühl.
Meine Damen und Herren,
erinnern wir uns: am 4. März 2020 hat Cassandra Steen bei der offiziellen Trauerfeier für die Ermordeten „Gebt mir mein Leben zurück“ gesungen. Ich zitiere die 1. Strophe und den Refrain:
Wer soll sie ersetzen?
Wo finde ich Trost?
Was ist trauriger als ich jetzt bin?
Wieso sind die Leiden so groß?
Denn nichts auf dieser Welt könnte schlimmer
Sein als das Fehlen des Glücks
Ich lieb‘ es wie auf ewig und für immer
Bitte gebt mir mein Leben zurück
Das Lied hat uns damals tief berührt. Aber wir wissen alle, dass es dieses Zurück niemals geben wird.
Es gibt kein Zurück ins Leben für die Opfer.
Es gibt aber auch kein Zurück ins Leben, das die Angehörigen und Freunde der Ermordeten vor dem 19. Februar gelebt haben.
Gökhan Gültekin
Sedat Gürbüz
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kurtović
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
und Kaloyan Velkov
sind nicht mehr und werden nie mehr unter uns sein.
Deswegen gedenken wir jedem einzelnen Opfer und jeder mit dem Namen verbundenen Lebensgeschichte. Sie hatten alle noch so viel vor.
Sie wurden sinnlos getötet von einem Mörder, der aus unserer Mitte kam. Einem verwirrten und verirrten Menschen. Verwirrt im Geist und verirrt durch rechtsradikales und rassistisches Gedankengut, dass zu dieser unfassbaren Tat geführt hat.
Der Täter maßte sich das Recht an, zu entscheiden, wer hierhergehört und wer nicht.
Er maßte sich das Recht an, darüber zu richten, wer hier leben dürfe und wer nicht.
Er maßte sich das Recht an, über Leben und Tod anderer zu entscheiden.
Welch ein irrsinniger Rassismus!
Hass, Rassismus, Hetze, Überlegenheitsphantasien: All das richtet sich gegen Menschen, die unter uns leben, die zu uns gehören, zu unserer Stadt und unserer Nachbarschaft, die mit uns dieselben Kitas und Schulen besuchen, in denselben Läden einkaufen, derselben Arbeit nachgehen, in demselben Verein ihrer Freizeit gestalten. So viel gemeinsamer Alltag, der zeigt, dass wir zusammengehören – trotz unserer Unterschiede!
Die bösartige Menschenfeindlichkeit, die sich im Internet oder anderswo zeigt, wird als gefährliche Gift von einer Minderheit gestreut.
Seien wir ehrlich: dieses Gift zeigt Wirkung.
Es ist ein Gift, das immer wieder Menschen glauben macht, sie dürften im Namen eines angeblichen Volkswillens andere Menschen demütigen, bedrohen, jagen oder gar ermorden.
Dieses Gift zersetzt ein friedliches, respektvolles Miteinander.
Es zersetzt die Solidarität, die Güte, die Nächstenliebe auf die wir alle angewiesen sind.
Es zersetzt die freiheitlichen demokratischen rechtsstaatlichen Fundamente unserer Verfassung.
Wir müssen gemeinsam dagegen anstehen.
Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie.
Wie Willy Brandt es sagte: „Unsere Demokratie muss eine wachsame, eine kämpferische und eine sich stets erneuernde Demokratie sein.“
Denn das Recht auf ein angst- und furchtfreies Leben gehört für mich zu den Garantien und Versprechen unseres Grundgesetzes.
Deshalb muss die wehrhafte Demokratie endlich ihr wehrhaftes Antlitz zeigen und sich wehren. Konkret und erfahrbar.
Nehmen wir die Verantwortung an, die uns alle trifft, und halten wir dagegen an, wenn Einzelnen oder Minderheiten in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft, in unserem Land die Würde genommen wird!
Stehen wir für unsere freiheitliche demokratische Grundordnung ein, machen wir den Menschen bewusst, wie wertvoll unsere Grundrechte sind, wie fragil sie im Alltag sein können.
Und vor allem: wie wichtig es ist, sie zu schützen.
Deshalb sagen wir allen Rassisten, allen Antidemokraten, ja allen, die mit ihren Parolen unser Land vergiften:
Wir sind mehr!
Und wir sind stärker als euer Hass!
Meine Damen und Herren,
wir alle werden an Jahrestagen wie diesem, durch die Gedenktafeln an den Tatorten oder durch die Ehrengräber auf dem Hauptfriedhof, durch die Berichterstattung an den Tagen davor und danach an dieses schreckliche Geschehen erinnert.
Für die Angehörigen und engsten Freundinnen und Freunde – dessen sollten wir uns bewusst sein – vergeht kein Tag, an dem sie sich nicht erinnern.
Tag für Tag sind es Ereignisse, Gegenstände, Gespräche, die den Schmerz aufs Neue hervorrufen.
Wer liebe Menschen verloren hat, wird diesen Schmerz, diese Trauer nachempfinden können. Um wieviel größer muss der Schmerz aber sein, wenn der Verlust nicht durch einen Unfall, eine Krankheit, ein hohes Alter verursacht wurde. Sondern durch die menschenverachtende Tat eines Einzelnen. Eine Tat, die uns sprachlos macht und bis heute so sinnlos, so unverständlich erscheint.
Deshalb widerspreche ich denjenigen, die auch zu hören sind und die sagen „es muss jetzt auch mal gut sein“.
Gegenüber den Angehörigen ist dies eine Anmaßung und für unsere Gesellschaft im Allgemeinen und unsere Stadtgesellschaft im Besonderen wäre es schlichtweg falsch.
Der 19. Februar muss neben dem Gedenken an die Ermordeten ein dauerhafter Tag der Reflexion, der Prüfung, der Selbstvergewisserung sein.
Wir müssen uns vergewissern, wie weit wir in der Bekämpfung von Rassismus, Extremismus, ja in der Bekämpfung der Feinde unserer Werte und unserer Verfassung gekommen sind.
Selbstverständlich hat Politik auf allen Ebenen hier eine herausragende Verantwortung, aber auch jeder einzelne von uns ist gefordert.
Meine Damen und Herren,
was bleibt neben dem Schmerz und der Trauer nach solch einem furchtbaren Ereignis?
Es bleibt die Erinnerung an die große Solidarität, an die Menschlichkeit, welche die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt und weit darüber hinaus gezeigt haben und zeigen.
Es bleiben natürlich auch die Fragen, nach Versäumnissen, nach Fehlern, die gemacht wurden.
Diese Aufarbeitung ist wichtig für die Angehörigen und für uns alle. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden, nichts verschwiegen werden.
Ob hier bisher alle Fragen ausreichend beantwortet sind, mag zurecht bezweifelt werden. Ob alle Fragen ausreichend beantwortet werden können, allerdings ebenfalls.
Ich verstehe, dass dies das Vertrauen der Angehörigen in diesen, in unseren, in ihren Staat erschüttert.
Das darf uns nicht gleichgültig sein, denn unsere Demokratie, unser Miteinander braucht Vertrauen.
Alle, die in diesem Staat Verantwortung tragen, sind Menschen. Menschen sind nicht unfehlbar. Klar ist aber: wo es Fehler oder Fehleinschätzungen gab, da muss aufgeklärt werden. Das ist der Staat gegenüber der Öffentlichkeit und vor allem gegenüber den Angehörigen schuldig.
Es muss unser aller Interesse sein, dass wenn es Versäumnisse oder Fehler gab, diese erkannt und ausgeräumt werden.
Das macht die Opfer des 19. Februar nicht wieder lebendig, aber es verhindert hoffentlich weitere Opfer.
Und eine Frage wird sicher niemand niemals beantwortet werden können: Die Frage nach dem „Warum“. Warum war mein Sohn, meine Tochter gerade zu dieser Zeit an diesem Ort? Warum wurde ein Mensch zu einem Rassisten, zu einem Menschenhasser, zu einem Mörder?
Dass der Täter sich nicht vor Gericht verantworten muss, sondern den feigen Weg in den Freitod gewählt hat, macht es für die Hinterbliebenen schwer. Man möchte ihm ins Gesicht schauen und von ihm ganz persönlich wissen: „warum hast du das getan?!“.
Und schließlich die Frage: Warum ausgerechnet in Hanau, in unserer Stadt? In einer Stadt, die so oft ihre Solidarität, ihre Mitmenschlichkeit bewiesen hat.
Eine Stadt, in der Menschen aus mehr als 140 Nationen miteinander arbeiten, lernen und leben.
In einer Stadt, die immer wieder ein klares Bekenntnis gegen rassistischen Wahn und Diskriminierung gesetzt hat. Wir werden diese Frage wohl niemals befriedigend beantworten können.
Welche Verantwortung erwächst aber für uns als Gesellschaft insbesondere als Stadtgesellschaft aus dieser schrecklichen Tat?
Es ist vor allem die Verpflichtung, uns noch stärker, noch engagierter gegen all jene zu stellen, die ein friedliches Miteinander stören wollen.
Und wir müssen unsere Anstrengungen verstärken, wenn es darum geht, vorbeugend zu handeln, einen Boden zu bereiten, auf dem der Hass nicht wachsen kann.
Die Stadt Hanau und die Stadtgesellschaft haben in den vergangenen Jahren viel dafür getan. Das geplante Zentrum für Demokratie und Vielfalt mag hier ein zentrales Beispiel sein. Viele Organisationen, Vereine, Schulen und Unternehmen haben ihre Solidarität bekundet, haben entsprechende Aktivitäten realisiert.
Und auch aus den Opferfamilien selbst sind Initiativen entstanden, wie beispielsweise die Bildungsinitiative Ferhat Unvar, für die ich sehr dankbar bin.
Meine Damen und Herren,
die Tat hat sich unauslöschlich in das Gedächtnis dieser Stadt eingebrannt. Die Namen der Opfer werden für immer mit unserer Stadt verbunden bleiben.
Gedenkveranstaltungen wie diese, die aktuelle Ausstellung im Hanauer Rathaus und andere Aktivitäten sorgen mit dafür, dass die Opfer nicht vergessen werden.
Und sie ermahnen uns, wie wichtig ein friedliches und solidarisches Miteinander ist. Für diese aktive und engagierte Erinnerungskultur, die von vielen Vereinen, Institutionen, Bürgerinnen und Bürgern getragen wird, sage ich ein herzliches Dankeschön.
Besonders dankbar bin ich aber dafür, dass die Familien und Freunde der Opfer auf den unerträglichen Hass des 19. Februar nicht ihrerseits mit Hass geantwortet haben.
Dass sie die Hand derjenigen angenommen haben, die erschüttert waren, ja Scham empfunden haben, dass ein derartiges Attentat in unserer Stadt passieren konnte.
Ich nenne hier stellvertretend für viele andere die Initiative des 19. Februar.
Sie alle haben ein Zeichen dafür gesetzt, dass wir uns nicht durch den Hass einzelner entzweien lassen.
Die Stadt Hanau – die übergroße Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger – zeigen Tag für Tag, dass sie ein friedliches, respektvolles Miteinander wollen und dafür einstehen. Und deshalb bleibe ich, auch im Angesicht des 19. Februar, für die Zukunft unserer Gemeinwesen zuversichtlich und hoffnungsvoll.
Wir werden dem Hass in Hanau, in Hessen, in Deutschland keinen Platz geben. Wir werden vor den Feinden eines freiheitlichen und friedlichen Zusammenlebens nicht weichen. Wir werden konsequent dafür arbeiten und eintreten, dass Hanau, dass Hessen, dass Deutschland eine Heimat für alle Menschen bleibt, die guten Willens sind.
Das ist das Vermächtnis der Opfer des 19. Februar.
Es waren Kinder dieser Stadt, dieser Region, unseres Landes, die ihr Leben noch vor sich hatten.
Die nicht mehr sind.
Aber in unserem Gedächtnis immer bleiben werden.
Ich danke Ihnen.

 

#hanausteht­zusammen

Drei Jahre sind vergangen, seit am 19. Februar 2020 in Hanau neun Menschen aus rassistischen Gründen aus dem Leben gerissen wurden. Die Stadt Hanau und ihre Bürgerinnen und Bürger teilen ihren Schmerz. Wir tragen Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov in unseren Herzen.
In den Tagen davor und am Gedenktag 2023 finden in und um Hanau herum verschiedenste Gedenkveranstaltungen statt.

Öffentliche Gedenkstunde 2023

Sonntag, 19. Februar 2023 um 11.30 Uhr auf dem Hanauer Marktplatz
Gegen das Vergessen – für Toleranz und Menschenwürde

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky laden zum dritten Jahrestag des rassistischen Attentats vom 19. Februar 2020 im Namen der Stadt Hanau und des Landes Hessen zu einer öffentlichen Gedenkstunde auf dem Hanauer Marktplatz ein.

Es werden auf dem Hanauer Marktplatz Angehörige der Opfer und Oberbürgermeister Kaminsky sprechen. Jenny Opolka, Schülerin und Jugendbotschafterin der Karl-Rehbein-Schule, wird die Gäste begrüßen, eine szenische Darstellung mit dem Titel „Bin ich Fremde(r)?“ wird die „TheaterGruppe HOLA“ der Hohen Landesschule geben. Die „Neue Philharmonie Frankfurt“, die ihren Sitz in Hanau hat, sorgt für die musikalische Begleitung. Auf dem Programm stehen das Adagio in g-Moll von Tomaso Albinoni und „Air“ aus der Orchestersuite D-Dur von Johann Sebastian Bach.
„Zur Erinnerung an die Opfer und aus Respekt vor ihren Angehörigen werden wir diesen Tag niemals vergessen. Der 19.02. steht auch für die Mahnung an alle Menschen, im Kampf gegen Rassismus, Hass, Gewalt und Hetze zusammenzustehen“, erklären Claus Kaminsky und Boris Rhein.

Aktionen zum Gedenktag 2023

Gemeinsames Gedenken an den beiden Tatorten, Heumarkt und Kurt-Schumacher-Platz

Am 19. Februar gegen 21:30 Uhr lädt die „Initiative 19. Februar“ zum gemeinsamen Gedenken an den beiden Tatorten, Heumarkt und Kurt-Schumacher-Platz, ein.

Zentraler Gottesdienst in der Marienkirche

Am Sonntag, 19. Februar um 10 Uhr hält die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, beim zentralen Gottesdienst in der Marienkirche (Am Goldschmiedehaus 1) die Predigt. Den Gottesdienst gestalten zudem die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann sowie der Hanauer Dekan Dr. Martin Lückhoff mit. Die hessische Landtagsvizepräsidentin Heike Hofmann (SPD), der Hanauer Imam Mustafa Macit Bozkurt und die Schwester des ermordeten Hamza Kurtović, Ajla Kurtović, werden Ansprachen halten. Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum wird ihn musikalisch gestalten.

Gottesdienste der Katholischen Kirche Hanaus

Die Katholische Kirche Hanaus gedenkt in den Gottesdiensten am 19. Februar in den beiden Kirchen in der Nähe der jeweiligen Anschlagsorte: Mariae Namen, Im Bangert 8, um 10:45 Uhr und 18:00 Uhr und in St. Elisabeth, Kesselstadt, Kastanienallee 68 um 8:00 Uhr und um 10:30 Uhr. Beide Kirchen bleiben tagsüber zum stillen Gedenken mit einer Trauerkerze mit den Namen der Opfer für die Gläubigen geöffnet.

„In Erinnerung die Zukunft gestalten“ Kirchengemeinde Kesselstadt

Die Kirchengemeinde Kesselstadt lädt am Sonntag, 20. Februar, unter dem Motto „In Erinnerung die Zukunft gestalten“ zu einem Gottesdienst (10:30 bis 11:15 Uhr) in die Friedenskirche (Philippsruher Allee 48) ein.

Gedenken auf dem Friedhof in Offenbach

Auf dem Friedhof in Offenbach (Mühlheimer Straße 425) wird am Sonntag, 19. Februar um 13:00 Uhr der dort beigesetzten Mercedes Kierpacz gedacht.

Gedenken auf dem Friedhof in Dietzenbach

Auf dem Friedhof in Dietzenbach (Offenthaler Straße) gibt es um 14:00 Uhr eine Zusammenkunft am Grab von Sedat Gürbüz.

Kundgebung auf dem Hanauer Marktplatz

Ein lokales Bündnis lädt am 19. Februar um 16:00 Uhr zu einer regionalen Kundgebung auf dem Hanauer Marktplatz mit anschließender Demonstration ein.

Diskussion im Steinheimer Familien- und Generationenzentrum

Am 10. Februar um 18:00 Uhr wird im Steinheimer Familien- und Generationenzentrum (Ludwigstraße 27-31) eine Diskussion zu „Fasching feiern und Gedenken leben – beides möglich!?“ stattfinden.

Solidaritätslesung im Kulturforum Hanau

Am 11. Februar um 18:30 Uhr findet im Kulturforum Hanau (Am Freiheitsplatz 18a) eine Solidaritätslesung von zehn Autorinnen und Autoren statt, die auch als Live-Stream übertragen wird.

Theaterstück „Das Schweigen der Sterne“ in der Alten Johanneskirche

Am 10. März um 19:30 Uhr wird in der Alten Johanneskirche (Johanneskirchplatz 1) das Theaterstück „Das Schweigen der Sterne“ gezeigt.

Telefonseelsorge „Hanauer Hilfe“

Die „Hanauer Hilfe“ bietet am 17., 19. und 20. Februar jeweils zwischen 10:00 und 12:00 Uhr an, sich persönlich (Salzstraße 11) oder telefonisch über das Attentat vom 19. Februar 2020 auszutauschen 06181 – 24871

Zentrales Gedenken in Maintal

Am 19. Februar gibt es in Maintal auf dem Käthe-Jonas-Platz wieder einen zentralen Ort zur Trauer und zum Gedenken. Die Stadt, die die Gedenkstelle einrichtet, lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, Blumen niederzulegen, Kerzen aufzustellen und innezuhalten.

3 JAHRE – Ein Gedenkabend Livestream

Drei Jahre sind vergangen seit dem rassistischen Anschlag in Hanau. Nur wenige Monate zuvor, im Oktober 2019: Der Anschlag von Halle, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen.
Immer und immer wieder zeigt sich: Rechte Gewalt hat in Deutschland Kontinuität. Genau wie der unermüdliche Widerstand Betroffener und Angehöriger.
Gemeinsam mit der Initiative 19. Februar Hanau, der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, der Soligruppe 9. Oktober und weiteren solidarischen Stimmen möchten wir einen Raum schaffen. Zum Erinnern und zum Nachdenken. Zum Zuhören.

Mit Beiträgen von:
Initiative 19. Februar Hanau
Bildungsinitiative Ferhat Unvar
Soligruppe 9. Oktober Halle
Hanna Veiler
Musik von Özgur Murat und Mehmet Ali Yildirim
Moderation: Aisha Camara

Gedenkveranstaltung in der Hansaallee in Frankfurt

Am 16. Februar, veranstaltet die Bildungsstätte Anne Frank ab 19 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Hansaallee. Gemeinsam mit der Initiative 19. Februar Hanau, der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, der Soligruppe 9. Oktober und weiteren solidarischen Stimmen soll an diesem Abend ein Raum zum Erinnern, Nachdenken und Zuhören geschaffen werden. Der Abend wird musikalisch von Özgur Murat und Mehmet Ali Yildirim begleitet. Aisha Camara moderiert den Abend. Eintritt frei.

Kundgebung an der Friedensbrücke in Frankfurt

Am 19. Februar findet um 13 Uhr eine Kundgebung an der Friedensbrücke in Frankfurt statt. Anschließend gemeinsame Fahrt nach Hanau, um an der offiziellen Demonstration um 16 Uhr auf dem Martplatz teiluzunehmen.

Vorabenddemonstration am Rathenauplatz in Frankfurt

Am 18. Februar um 17:30 Uhr findet eine Vorabenddemoonstration am Rathenauplatz in Frankfurt statt.

Ausstellung 2023

Hanau 19. Februar 2020 – Drei Jahre Erinnerung und Aufklärung
Die Ausstellung von „Forensic Architecture/Forensis“ mit der „Initiative 19. Februar“ ist seit 1. Februar 2023 bis zum 18. März 2023 im Foyer des Neustädter Rathauses in Hanau (Am Markt) zu sehen und kann dort täglich von 10 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden. Am 19. Februar ist von 13:30 bis 17 Uhr geöffnet. Zudem sind Führungen mit Betroffenen und ein Begleitprogramm vorbereitet. Schulklassen und Gruppen können auch außerhalb der Öffnungszeiten einen Termin vereinbaren. Ein Teil dieser Ausstellung dokumentiert in einer Zeitleiste sowie in Videorekonstruktionen sehr detailliert die Tatnacht. Ein zweiter Teil zeichnet den Kampf der Angehörigen, Überlebenden und ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer um Erinnerung und Aufklärung nach.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt von Forensic Architecture/Forensis und der Initiative 19. Februar Hanau. Sie wird unterstützt von: Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Frankfurter Kunstverein, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Stadt Hanau und Bundeszentrale für politische Bildung.