Hintergründe

#hanaustehtzusammen // Gedenkfilm

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Erinnerung und Mahnung

Mahnmal für Opfer des Anschlags vom 19. Februar 2020 : Heiko Hünnerkopf gewinnt Wettbewerb

Die Erinnerung festhalten und öffentlich sichtbar machen. Die Erinnerung an Schmerzhaftes ebenso, wie an Beglückendes – das ist der Sinn von öffentlichen Denkmälern in der heutigen Zeit. Nicht zuletzt dienen sie auch der Selbstvergewisserung einer Gesellschaft, dem Bekenntnis dazu, wo und wofür sie steht.
Wie stark zum Beispiel das Brüder-Grimm-Denkmal auf dem Neustädter Markt das Bewusstsein der Hanauerinnen und Hanauer prägt und zum Symbol ihrer Stadt geworden ist, wurde in den Tagen nach der Terrornacht des 19. Februar deutlich. Nicht nur an den Tatorten, sondern auch zu Füßen der beiden in Hanau geborenen Brüder wurden spontan Blumen und Kerzen aufgestellt. Die Brüder Grimm, die mit ihren gesammelten Märchen die Hoffnung auf eine bessere Welt festhalten, die sich gegen Willkür eingesetzt und mit ihrer Sprachforschung ein einigendes Band geschlungen haben, waren zum Gegenentwurf des Hasses geworden, der sich in der Nacht zum 19. Februar offenbart hatte.
Einig war und ist man sich in Hanau darüber, dass an die Stelle dieses „Provisoriums“ ein eigenständiges Mahnmal für die Opfer treten soll: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Inzwischen hat die Stadt gemeinsam mit den betroffenen Familien Gedenktafeln an den beiden Tatorten aufgestellt, auf dem Hanauer Hauptfriedhof wird neben Ehrengräbern mit einer Gedenktafel an die Opfer erinnert und am Jugendzentrum k-town in Kesselstadt wurde ebenfalls eine Gedenktafel enthüllt. Unabhängig davon soll es ein gemeinsames Mahnmal geben, das nicht nur an die Ermordeten erinnert, sondern auch ein Bekenntnis gegen Hass und Gewalt, für Toleranz und ein friedliches Miteinander sein soll.
Die Stadt Hanau hatte deshalb im Oktober 2020 einen künstlerischen Wettbewerb ausgeschrieben. Um die Kreativität der Künstlerinnen und Künstler nicht einzuschränken, gab es dabei weder Vorgaben hinsichtlich der Gestaltung, des zu verwendenden Materials oder des Standortes. Für die Realisierung stehen 75.000 Euro brutto zur Verfügung. Wie intensiv die Terrornacht von Hanau die Menschen bewegt hat, zeigen insgesamt 118 eingereichte Vorschläge von Künstlerinnen und Künstlern. Aus diesen wurden im Mai, Juni und August 2021 durch einen Fachbeirat und eine Jury der Angehörigen fünf Vorschläge ausgewählt, die am 4. und 5. September 2021 im Congress Park Hanau der Öffentlichkeit präsentiert und von dieser diskutiert wurden.
Die fünf Siegermodelle haben geschaffen: Matthias Braun (Würzburg, www.matthias-braun-architekt.de) mit dem Titel „Bruchstücke“; Heiko Hünnerkopf (Wertheim, www.buero-huennerkopf.de) mit dem Titel „Einschnitt“; Susanne Lorenz (Berlin, www.susanne.lorenz@berlin.de) mit dem Titel „WIR“; Carla Mausch (Nürtingen, www.carlamausch.de) mit dem Titel „Der Vielfalt“ und Stephan Quappe Steffen (Trier, www.binsfeld.de) mit dem Titel „9“.
Vom 6. bis 18. September 2021 waren die Arbeiten zudem in einer Vitrinenausstellung im Kulturforum am Freiheitsplatz zu sehen. Die Präsentation läuft seit 5. September 2021 auch auf der Homepage www.hanau-steht-zusammen.de.
Die Arbeiten von Heiko Hünnerkopf und Susanne Lorenz wurden von Fachbeirat und Jury, aber auch durch die Voten in der Bürgerbeteiligung als die besten bewertet. Die endgültige Entscheidung über Entwurf und Standort obliegt den politischen Gremien Magistrat, Ortsbeirat Innenstadt und Stadtverordnetenversammlung der Stadt Hanau. Zweifellos werde es in diesem Prozess zu Diskussionen kommen, aber das sei durchaus erwünscht. Die Einbeziehung der Opferfamilien sowie der Hanauer Bürgerinnen und Bürger ist ausdrücklicher Wille von Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Die breite Diskussion sei Teil der Aufarbeitung der Tat, so der OB. „Im besten Fall identifizieren sich nach diesem gemeinsamen Diskurs sowohl die Opferangehörigen als auch weite Teile der Hanauer Stadtbevölkerung mit der Gestaltung dieses Mahnmals“, so der Wunsch des Oberbürgermeisters. Die Entscheidungssitzung von Jury und den in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien fand am 11. Mai 2022 im Congress Park Hanau statt. Als Sieger des Wettbewerbs ging Heiko Hünnerkopf mit seinem Vorschlag „Einschnitt“ hervor. Platz 2 erreichte Susanne Lorenz aus Berlin mit „WIR“. Der genaue Standort des Mahnmals steht noch nicht fest.

Kunstwerk „Einschnitt“ gewinnt Wettbewerb

MEHR ERFAHREN

Mahnmal-Modell // Heiko Hünnerkopf // Einschnitt

Mahnmal-Modell // Heiko Hünnerkopf // Einschnitt

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.
Hintergründe Chronik

19. Februar 2020 – Eine Chronologie


Der 19.02.2020 markiert den dunkelsten Tag in Friedenszeiten für die Stadt Hanau. Der Anschlag hat das Leben der Menschen in Hanau verändert und eine Vielzahl von Ereignissen nach sich gezogen.

Lesen Sie hier die Chronologie der Monate nach dem Anschlag bis heute.

 
Zur Chronologie

Zuhören ist Gold



Ein Gespräch mit Andreas Jäger, Opferbeauftragter der Stadt Hanau
Andreas Jäger ist seit Juni 2020 der Opferbeauftragte der Stadt Hanau. Die Familien der neun Opfer stehen in seinem Fokus. Aber auch für alle anderen Hanauer, die von dem Anschlag betroffen sind, bildet Andreas Jäger die Schnittstelle ins Rathaus und zu Hilfsangeboten. Zudem leitet er seit dem 1. Januar 2021 die neu geschaffene Fachstelle Vielfalt, ein Projekt mit Blick nach vorne.

Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 19.02.2021



Der 19. Februar 2020 hat sich tief eingegraben in unser Gedächtnis. Ein Jahr nach den brutalen Morden in Hanau sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Gedenkfeier für die neun Opfer in Hanau. Es sei unser aller Aufgabe, ihre Namen zu nennen, an diese neun Menschen zu erinnern und sie nie zu vergessen.

Statement von Bundeskanzler Olaf Scholz zum 2. Gedenktag am 19. Februar 2022



„Wir können täglich an die Opfer von Hanau erinnern: Indem wir auf Respekt setzen statt auf Hass, und auf Zusammenhalt statt Spaltung“. Bundeskanzler Olaf Scholz erinnert am 2. Jahrestag an die Opfer des rechtsextremen Terroranschlags in Hanau.

Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel a.D. zum ersten Jahrestag am 19.02.2021



“Wir alle, die wir hier in Deutschland friedlich miteinander leben wollen, stehen geeint gegen den Hass der Rassisten”. Vor dem ersten Jahrestag der Morde von Hanau erinnerte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Video an die Opfer.

Ansprache des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier zum 19.02.2021



“Unser oberstes Ziel ist es, gemeinsam fortwährend gegen Hass und Hetze zu kämpfen und uns den Feinden unserer Demokratie entschieden entgegenzustellen. In unserer Gesellschaft darf kein Platz für Menschen sein, die Gewalt und Rassismus verbreiten – der schreckliche Anschlag von Hanau wird uns immer Mahnung dafür sein”.

Heiko Schneider: Mein Hanau kämpft um sein Selbstverständnis als weltoffene Stadt

Quelle: Hessischer Rundfunk // Heiko Schneider

Rede von Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck zum Gedenken an die Opfer des Attentats vom 19.2.2020 in der Stadtverordnetenversammlung am 08. Februar 2021

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
seit dem schwärzesten Tag unserer Stadt in Friedenszeiten,
dem 19. Februar 2020, ist ein Jahr vergangen.

An diesem Abend wurde unsere Stadt ins Herz getroffen.
Durch einen rassistischen Anschlag wurden binnen weniger Minuten
neun Menschen aus unserer Mitte brutal ermordet,
viele weitere verletzt – körperlich wie psychisch.
Die unfassbaren Taten ereigneten sich am Heumarkt im Stadtzentrum und am Kurt-Schumacher-Platz in Kesselstadt.
Der Täter tötete anschließend seine Mutter und sich selbst.
Die Tat löste weltweit große Bestürzung aus.
Unsere Brüder-Grimm-Stadt stand unter Schock. Nichts ist seitdem wie vor diesem 19. Februar.
Wir gedenken deshalb auch heute in nach wie vor großer Trauer
Gökhan Gültekin
Sedat Gürbüz
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kenan Kurtović
Vili-Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
Kaloyan Velkov
Say their names. Wir dürfen Ihre Namen nicht vergessen.
Die Namen der Opfer, ihr Leben und ihr Tod, sind Auftrag an die Stadtgesellschaft und uns an politisch Verantwortliche. Wir werden sie nicht vergessen.
Wir  stehen den Angehörigen wie den Verletzten seit Anbeginn zur Seite – auch wenn es um die Beantwortung berechtigter Fragen um das Tatgeschehen, offene Ermittlungen und Unterstützungsleistungen geht.
Zum einjährigen Gedenken am 19. Februar 2021
werden erneut Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Volker Bouffier nach Hanau kommen.
Wie bei der Trauerfeier vor einem Jahr werden die Ermordeten und ihre Angehörigen in einem Staatsakt
hier im Congress Park im Mittelpunkt stehen.
Und unsere Stadtgesellschaft: Eine Vielzahl von Initiativen, Vereine, Verbände und Fachstellen aus den Bereichen Soziales,
Wirtschaft, Gewerkschaften, Kirchen, Religionsgemeinschaften, Schulen und Kultur
beteiligen sich in den nächsten Tagen in ganz unterschiedlichen und nachhaltigen Formen an der Erinnerung, dem Gedenken,
dem Lernen aus den Geschehnissen vom 19.2.2020.
So wird hanau-steht-zusammen.de als digitales Denkmal freigeschaltet. Bis Ende März schließen sich die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Hanau an.
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
am 19. September 2020, dem Tag der Zivilcourage, wurden an den Tatorten offizielle Gedenktafeln enthüllt; am Kurt-Schumacher-Platz zudem ein Gedenkkreuz für Vili-Viorel Păun.
Er versuchte, sich dem Attentäter in den Weg zu stellen und wurde von diesem erschossen.
Alle drei Gedenkpunkte wurden nach den Vorstellungen und in engster Abstimmung mit den Angehörigen gestaltet.
Die in Hanau beerdigten Opfer werden Ehrengräber auf dem Hauptfriedhof erhalten.
Auf einen von der Stadt Hanau ausgelobten Wettbewerb  zu einem Mahnmal 19.2.2020
haben sich Künstler/innen aus aller Welt beworben. Die entsprechenden Gremien, Fachbeirat und Jury, werden voraussichtlich im April ihre Beratungen – nach Corona – aufnehmen.
Wir als Stadtverordnetenversammlung haben Ende letzten Jahres mit einem Grundsatzbeschluss ein Hanauer Zentrum für Demokratie und Vielfalt auf den Weg gebracht, das bereits seine Arbeit aufgenommen hat.
Hier geht es um die Frage, was wir unter Demokratie und Rechtsstaat verstehen, unter Toleranz und die Würde des Menschen.
So sollen unterschiedliche Formen der Beteiligung und der politischen Bildung und Weiterbildung ermöglicht werden sowie partizipative Formate und Methoden zur Stärkung des Vertrauens in unsere Demokratie.
Es geht um Formen des nachbarschaftlichen Zusammenlebens von Menschen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft und Generationen in unserer Stadt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir werden in jedem Jahr an das Attentat vom 19. Februar 2020 erinnern,
jeder 19. Februar wird ein Hanauer Gedenktag sein.
Wir brauchen diesen Tag gegen das Vergessen und für eine Kultur der Erinnerung.
Wir brauchen den Dialog, die Kommunikation in unserer Stadtgesellschaft: sicher multiperspektivisch, quer durch unsere multiethnische Stadtgesellschaft, über alle Generationen, in Schulen und Bildungseinrichtungen.
Zentral bei allem ist das würdige Gedenken und Erinnern
an die neun jungen Menschen, die so früh aus rein rassistischen Motiven aus dem Leben gerissen wurden.
Sie hatten ihr Leben noch vor sich, mit all seinen Chancen und Möglichkeiten. Mit all ihren  Talenten, Träumen und Wünschen.
Zusammen mit den Angehörigen teilen wir das unfassbare Leid und stehen an ihrer Seite.
Ich wiederhole die Namen der Getöteten des Attentats vom 19. Februar 2020 am Ende meiner Rede bewusst, ergänzt um die Altersangabe:
Gökhan Gültekin, 37 Jahre
Sedat Gürbüz, 29 Jahre
Said Nesar Hashemi, 21 Jahre
Mercedes Kierpacz, 35 Jahre
Hamza Kenan Kurtović, 22 Jahre
Vili-Viorel Păun, 22 Jahre
Fatih Saraçoğlu, 34 Jahre
Ferhat Unvar, 23 Jahre
Kaloyan Velkov, 33 Jahre
 Wir dürfen sie nicht vergessen und wir werden sie nie vergessen.
Wir schauen genau hin.